„Von hinten war es komischer als von vorne“, sagte der britische Schriftsteller Michael Frayn, als er von der Seitenbühne die Aufführung eines seiner Stücke sah. Und so reifte in ihm die Idee, die Komödie „Der nackte Wahnsinn“ zu schreiben. Der Bühnen- und Romanautor versuchte, das ganz normale Theaterchaos in Worte zu fassen und auf die Bühne zu bringen. Die Uraufführung fand 1982 statt. Sie wurde zu einem Welterfolg, der zahlreiche nationale und internationale Theater eroberte. 1992 erfuhr der Stoff in der Regie von Peter Bogdanovich seine Verfilmung. Es spielten international renommierte Schauspieler wie u. a. Michael Caine und Christopher Reeve.
Chaos pur: Die Truppe eines Tourneetheaters steht mit der Komödie „Spaß muss sein“ unmittelbar vor der Premiere. Und: nichts klappt! Kein Wunder, dass allmählich nicht nur die Nerven des Regisseurs blank liegen, wenn Dotty zum wiederholten Mal ihr Requisit vergisst, Selsdon vom Alkoholkonsum abgehalten werden muss und Brooke schon wieder ihre Kontaktlinsen verloren hat. Und dabei hätten alle mit dem turbulenten Bühnenspaß, den sie proben, mehr als genug zu tun: Die Haushälterin Mrs. Clackett will einen ruhigen Nachmittag verbringen, da tauchen voneinander unbemerkt der Immobilienmakler mit seiner Geliebten und dann auch noch die Hausbesitzer auf. Der britische Dramatiker Michael Frayn zeigt in drei Akten anhand der immer gleichen Szenenabfolge, wie die Truppe zunächst die Generalprobe bewältigt (aus der Perspektive des Zuschauerraums), dann eine typische Tournee-Vorstellung (aus der Perspektive des Bühnenraums) und schließlich eine der letzten Vorstellungen des Stücks (wieder aus der Zuschauerperspektive). Dabei werden die Mechanismen des Theaters ebenso offengelegt wie die Zerbrechlichkeit des Lebens, denn die zwischenmenschlichen Spannungen innerhalb des Ensembles haben immer wieder unvermutete Auswirkungen auf den Vorstellungsverlauf. Der nackte Wahnsinn!
In Heidelberg setzt Dominique Schnizer den ‚Wahnsinn‘ neu in Szene. Der Regisseur ist dem hiesigen Publikum bereits durch seine Inszenierungen „Schöne Dinge sind auf unserer Seite“ und die serbische Fassung von „Bojim se da se sada poznajemo“ bekannt.
Am 11. Juli ist die letzte Vorstellung in dieser Spielzeit auf der Bühne im Marguerre-Saal zu erleben. Seine Fortsetzung findet dieser Spielreigen natürlich auch 2015/16 wieder.
Deutsch von Ursula Lyn
Regie Dominique Schnizer
Bühne und Kostüme Christin Treunert
Dramaturgie Stephanie Michels | Wilfried Harlandt
Dotty Otley (Mrs. Clackett) Christina Rubruck
Garry Lejeune (Roger Tramplemain) Dominik Lindhorst
Brooke Ashton (Vicky) Nanette Waidmann
Frederick Fellowes (Philip Brent/Scheich) Steffen Gangloff
Belinda Blair (Flavia Brent) Lisa Förster
Selsdon Mowbray (Einbrecher) Olaf Weißenberg
Lloyd Dallas, Regisseur Hendrik Richter
Poppy Norton-Taylor, Regie-Assistentin Julia Apfelthaler
Tim Allgood, Inspizient Hans Fleischmann