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DER HIMBEERPFLÜCKER von Fritz Hochwälder im theater in der Josefstadt in Wien

Premiere, Donnerstag, 30. November 2023, 19.30 Uhr, Kammerspiele

Im fiktiven Bad Brauning herrscht in den 1960er Jahren der reiche Bürgermeister und Gastwirt Steisshäuptl. Seinen Reichtum verdankt der ehemalige Ortsgruppenleiter der Veruntreuung einer Kiste mit Zahngold aus einem nahegelegenen Konzentrationslager, die sein Hausknecht Zagl im Auftrag des sogenannten "Himbeerpflückers" zur Aufbewahrung übernommen hatte.

 

Copyright: Moritz Schell

Nun glaubt Zagl, eben jenen in einem Fremden, der im Gasthof abgestiegen ist, erkannt zu haben. Steisshäuptl ist außer sich: Ist der längst totgeglaubte Himbeerpflücker gekommen, um das Gold zu holen? Und auch unter den anderen Honoratioren breitet sich Unruhe aus, sie wenden sich von Steisshäuptl ab und überbieten einander in Anbiederung an den Fremden, dem das nur recht sein kann – allerdings aus einem ganz anderen Grund als von den Bad Brauningern gedacht.

Fritz Hochwälder, der als Sozialist und Jude in zweifacher Hinsicht gefährdet war, gelang 1938 die Flucht in die Schweiz, wo er seine schriftstellerische Tätigkeit zu forcieren begann. In seiner treffenden und hochkomischen Satire Der Himbeerpflücker rechnet er mit der historischen Selbstgerechtigkeit und Aufarbeitungsträgheit im Nachkriegsösterreich ab.

Historisch-politisch waren alle Stücke von Fritz Hochwälder, ein Dramatiker, der zu seiner Zeit mit Friedrich Dürrenmatt oder Max Frisch genannt wurde, heute aber fast in Vergessenheit geraten ist. Seine Stücke wurden am Burgtheater, den Salzburger Festspielen oder am Theater in der Josefstadt gespielt bzw. uraufgeführt („Meier Helmbrecht“, „Das heilige Experiment“, „Der öffentliche Ankläger“, „Lazaretti oder Der Säbeltiger“), in den Schulen gelesen und für das österreichische Fernsehspiel adaptiert.

So wurde noch vor der Theater-Uraufführung Hochwälders „Der Himbeerpflücker“ in hochkarätiger Besetzung mit Helmut Qualtinger, Kurt Sowinetz oder Hilde Sochor legendär verfilmt. Die TV-Premiere im April 1965 erregte lebhafte Diskussionen: „Heimat, bist du großer Väter, lauter Opfer, kane Täter“ sangen Qualtinger und Sowinetz als Duo Steißhäuptl/Zagl.

Regie: Stephanie Mohr
Bühnenbild: Miriam Busch
Kostüme: Nini von Selzam

Mit:
Günter Franzmeier (Konrad Steisshäuptl)
Paula Nocker (Sieglinde)
Susanna Wiegand (Burgerl)
Claudius von Stolzmann (Zagl)
Ulrich Reinthaller (Alexander Kerz)
Martina Stilp (Grappina)
André Pohl (Doktor Schnopf)
Markus Kofler (Schuldirektor Huett)
Alexander Strömer (Baumeister Ybbsgruber)
Johannes Seilern (Fabrikdirektor Stadlmeier)
Dominic Oley (Rechtsanwalt Suppinger)
Paul Matić (Postenkommandant Ziereis)

 

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