Das dort die Stimmung eher angespannt ist, liegt aber in Felicia Zellers scharfzüngigem und grotesk zugespitztem Behördenporträt nicht allein am Alltagsärger über diverse Droh- und Beschwerdeschreiben, unsachgemäß ausgefüllte Formulare und unzureichende Belege, sondern auch an Zwistigkeiten innerhalb der Belegschaft. Bei der letzten Beförderung wurde nicht die erfahrenste Kollegin berücksichtigt, die ja gerade jetzt einem dubiosen Betrug mit CumEx-Papieren auf der Spur ist, vielmehr eine jüngere Konkurrentin, die nicht nur in Sachen Besoldungs-Aufstieg so findig wie fies kalkulierend vorgeht. Finanzbeamte sind eben auch nur Menschen und nicht unbedingt korrekter als der gemeine Steuersünder in jedem von uns.
In der Inszenierung von Jessica Sonia Cremer (Ausstattung Petra Mollérus), die am Theater Ulm bereits mit „Konstellationen“ und „Sprachlos“ zwei zeitgenössische Texte inszenierte, spielen Christel Mayr, Tini Prüfert, Alexandra Ostapenko, Rudi Grieser und Marie Luisa Kerkhoff.
Am Sonntag, dem 20. September 2020, findet um 11 Uhr im Großen Haus des Theaters eine Matinée u.a. zu dieser Inszenierung statt.