Mit seiner Egozentrik und seinen eingebildeten Krankheiten terrorisiert er seine Umwelt. Einzig sein Dienstmädchen Toinette fragt ihn ein ums andere Mal ganz unverblümt: »Was fehlt Ihnen eigentlich?« Sie rechnet ihm vor, dass Ärzte und Apotheker sich eine goldene Nase an ihm verdienen. Doch das stört den reichen Argan nicht. Kranksein ist sein Lebensinhalt. Seine Obsession geht soweit, dass er seine ältere Tochter Angélique mit dem angehenden Doktor Diafoirus verheiraten möchte, einem ungehobelten jungen Mann, der nur totes Wissen auswendig lernt, moderne medizinische Erkenntnisse, etwa über die Existenz eines Blutkreislaufs, negiert und seine versprochene Braut zur Verlobung zu einer Obduktion mitnehmen möchte. Angélique graust es bei dem Gedanken an eine Ehe mit ihm, zumal sie in Cléante verliebt ist.
Aber es führt kein Weg an dem Willen ihres Vaters vorbei, der unbedingt einen Arzt als Schwiegersohn haben will. Falls sich Angélique nicht fügen sollte, dann müsse sie ins Kloster, droht Argan. Das wiederum käme ihrer Stiefmutter, seiner zweiten Frau Béline, sehr recht, die alles daransetzt, Argans Töchter von ihrem Erbe zu verdrängen und sich selbst in einem neuen Testament als Alleinerbin einsetzen zu lassen. Sie bedauert ihren »armen, kranken« Argan und geht ihm um den Bart. Doch nicht nur Toinette, auch Argans Bruder Béralde, der übrigens Ärzte hasst, wittert hinter dem scheinheiligen Gebaren eine durchtriebene Taktik.
Molière schrieb diese Komödie in drei Akten um die Jahreswende 1672/73 und arbeitete sich nicht nur an der Egozentrik betuchter Zeitgenossen, sondern auch an der Unfähigkeit der Mediziner seiner Zeit ab. Damals tobte unter anderem an der medizinischen Fakultät in Paris ein Streit um die Existenz des Blutkreislaufes, und die Ärzteschaft in der französischen Hauptstadt verschloss sich tatsächlich mehrheitlich den neuen Erkenntnissen. Stattdessen berief man sich auf die immer gleichen Behandlungsmethoden wie Aderlässe und Einläufe und versteckte sich hinter lateinischen Fachbegriffen.
Die Tragik der Geschichte ist, dass Molière, der selbst in der Uraufführung von »Der eingebildete Kranke« den Argan spielte, schwer an Lungentuberkulose erkrankt war. In der vierten Vorstellung am 17. Februar 1673 erlitt er einen Blutsturz und starb wenig später noch im Kostüm. So blieb diese Komödie sein letztes Theaterstück, und es wurde eines seiner erfolgreichsten. Bis heute sind die wunderbar verrückten Charaktere von den Theaterbühnen der Welt nicht wegzudenken.
in einer Übersetzung / Fassung von Susanne Lietzow
Regie Susanne Lietzow
Bühne Aurel Lenfert
Kostüme Jasna Bošnjak
Musik Oliver Welter
Licht Niko Bock
Dramaturgie Katrin Aissen
Theaterpädagogik Natascha Mundt
MIT
Nils Brück(Argan)
Juliane Schwabe(Béline, zweite Frau des Argan)
Regina Speiseder (Angélique, Tochter des Argan)
Judith Lilly Raab(Louison, kleine Tochter des Argan, Schwester von Angélique)
Oliver Firit(Béralde, Bruder des Argan)
Lennart Olafsson(Cléante, in Angélique verliebt)
Stefan Eichberg(Doktor Diafoirus, Arzt)
Felix Lydike(Thomas Diafoirus, sein Sohn, in Angélique verliebt)
Gabriel Kemmether(Doktor Purgon, Arzt des Argan)
Pablo Guaneme Pinilla(Magister Fleurant, Apotheker)
Tobias D. Weber(Herr de Bonnefoy, Notar)
Sarah Finkel(Toinette, Dienerin bei Argan)
Termine
Sa 29.06.2024 19:30 Uhr
Di 02.07.2024 19:30 Uhr
Mi 03.07.2024 19:30 Uhr
Fr 05.07.2024 19:30 Uhr
Di 09.07.2024 19:30 Uhr
Mi 10.07.2024 19:30 Uhr
So 14.07.2024 19:30 Uhr
Do 18.07.2024 19:30 Uhr
Sa 20.07.2024 19:30 Uhr
Do 10.10.2024 19:30 Uhr
So 20.10.2024 18:00 Uhr
So 27.10.2024 15:00 Uhr
Sa 16.11.2024 19:30 Uhr
Mi 04.12.2024 19:30 Uhr
Di 10.12.2024 19:30 Uhr
Fr 03.01.2025 19:30 Uhr