Diese Legende wurde zur Folie eines Konfliktes zwischen einer Kirchengemeinde und deren Vorsteher, der höhere Steuern forderte, und der in ein satirisches Gedicht mündete, in der der Gemeindevorsteher zum erpresserischen Drachen wurde, der eine ganz Region in Angst und Schrecken versetzt. Dieses Gedicht verwandelte Henry Carey in ein Libretto, das Lampe vertonte und damit einen Riesenerfolg in London landete.
Im The Dragon of Wantley war das Opfer der Satire kein Gemeindevorsteher aus der englischen Provinz, sondern Georg Friedrich Händel. Musikdramaturgisch äußerst treffsicher macht sich Lampe lustig über die großen italienischen Opern Händels, in der Fürsten, intrigante Hofdamen und Götter ihre tragischen Konflikte in überlangen Arien artikulierten, wobei der eigentliche Konflikt immer mehr in den Hintergrund tritt. Ähnlich bei Lampe, dafür aber komisch: die Bedrohung des Dorfes durch den Drachen weicht einer ausführlich inszenierten Dreiecksgeschichte zwischen dem Ritter, dem Drachentöter wider Willen, seiner kapriziösen Verlobten und dem Bürgermeisterstöchterchen, in das er sich verliebt. Erst in der letzten Szene erinnert man sich des Drachen, er bekommt einen Tritt in den Hintern und das wars.
Für die Wuppertaler Aufführung wurde ein neuer Titel gefunden, und man wird auch in der aktuellen Gegenwart das Opfer der Satire in Wuppertal finden. Der Text wurde neu geschrieben, hält sich aber an die dramatische Konstruktion des Originals.
Zum ersten Mal produziert die Opernsparte der Wuppertaler Bühnen eine Oper im Kleinen Schauspielhaus, das seit Beginn der Spielzeit 2009/10 die kleine Spielstätte der Wuppertaler Bühnen ist und seither nahezu ausschließlich vom Schauspiel bespielt wurde.
(Originaltext von Henry Carey The Dragon of Wantley, Text für die Wuppertaler Aufführung von Johannes Blum)
Musikalische Leitung: Boris Brinkmann
Inszenierung: Iwona Jera
Bühne und Kostüm: Dorien Thomsen
Video: René Jeuckens, Grischa Windus
Dramaturgie: Johannes Blum
Mit: Annika Boos, Miljan Milović, Thomas Schobert, Miriam Scholz, Christian Sturm,
Tanzstatisterie,
Sinfonieorchester Wuppertal
Die nächsten Vorstellungen sind am 5. und 13. Februar 2011 im Kleinen Schauspielhaus.