In einem Schuppen kauert ein Kind und schreibt in sein Buch: Der Vater ist tot. Seit der Geburt lebt es mit Vater und Bruder in einer provisorischen Baracke in nächster Nähe zum verfallenden Gutshaus der Familie. Dort, am Rand der Welt, nimmt die Kindheit Gestalt an, geprägt von Isolation, Ritualen der Gewalt und exzentrischen Moralvorstellungen, aber auch großer Freiheit der Selbstbestimmung, frei nach dem Motto: Wir sind merkwürdig, wir wissen das - und leben es aus. In der langsam verfaulenden Bibliothek lauert ein Geheimnis. Etwas ist hier passiert, das unmerklich ein Verschwimmen von Realität und Traumwelt hervorbrachte. Nach und nach entblättert sich ein groteskes, surreal anmutendes und mit enormem Lebenswillen vorgetragenes Familienschicksal.
Das Theater zum westlichen Stadthirschen setzt mit dieser Produktion seine Zusammenarbeit mit dem Regisseur Erick Aufderheyde fort. Nach den Dramatisierungen von „Das große Heft“ und „Gestern“ von Agota Kristof sowie „Meine Freunde“ von Emmanuel Bove wird in der Inszenierung eine ganz spezifische Form des kollektiven theatralen Erzählens weiter entwickelt, dieses Mal anhand einer ebenso unheimlichen wie anrührenden Geschwistergeschichte.
Gaétan Soucy wurde 1958 in einem Arbeiterviertel Montréals geboren und verbrachte seine Jugend mit Büchern. Er studierte Physik und Mathematik, später Literatur, um seinen Abschluss mit einer Arbeit über Kants Philosophiekritik zu machen. Später lernte er Japanisch, seit 1986 verbringt er nahezu jeden Sommer in Japan. „Das Mädchen, das die Streichhölzer zu sehr liebte“ ist sein dritter Roman.
MIT: Angela Böhmer, Cathrin Romeis, Dominik Bender, Peter Pankow, Ernst Surberg und Markus Wechsler
REGIE & FASSUNG: Erick Aufderheyde
BÜHNE / KOSTÜME: Isolde Wittke
MUSIK: Ernst Surberg
LICHT: Urs Hildbrand
DRAMATURGIE: Anke Mo Schäfer
PRODUKTIONSLEITUNG: Dominik Bender
MEDIENARBEIT: ARTEFAKT Kulturkonzepte mail@artefakt-berlin.de