Im Wissen, dass alles auf dem Spiel steht, betreten die Performer*innen als vermeintliche Repräsentant*innen der Spezies Mensch die Bühne. Die Zeit drängt, die Motivation ist gross, die Herausforderungen sind grösser: Wie lässt sich eine Übersicht über den Tatbestand und die Historie der Beziehungskrise Mensch-Natur erstellen? Welche Kapitel gilt es zu beleuchten? Wer unterwirft hier eigentlich wen? Und welches «wir» spricht überhaupt?
In lediglich fünf Akten gilt es, die sich zwangsläufig aufdrängende Dramaturgie der Zerstörung zu stoppen. Inmitten von Kulissen und Imaginationen entsteht eine schonungslose Auseinandersetzung mit den fatalen Konzepten der Weltaneignung. Im Kampf um das Visualisieren und das Begreifen, im Bewusstsein der eigenen Unvollkommenheit und des Scheiterns, entsteht, so die Hoffnung, der Schimmer einer besseren Zukunft.
helium x ist ein 2015 gegründetes Performance-Kollektiv. Die beteiligten Theatermacher*innen interessieren sich für die Bühne als Simulationsraum, für die Offenlegung von Denkmodellen und die Kartographie menschlicher Unzulänglichkeiten. helium x arbeitet als Kollektiv, simultan und kontrovers. In den bisher entstandenen Projekten arbeiten sich die Performer*innen konsequent am Begriff des Modells ab, dem Verhältnis zwischen überkomplexer Wirklichkeit und ihrer Reduktion beim Versuch einer Abbildung der Realität. Damit einher geht die Frage nach der Konstruktion und Narration von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ein zentrales Motiv im kollektiven Arbeits- und Rechercheprozess ist die konsequente Suche nach thematischer und inhaltlicher Überforderung. Die gewählten Themen scheinen zu gross, der Anspruch zu hoch, die aufgestellte Behauptung wirkt zunächst uneinlösbar.
Der produktive Umgang mit den Folgen des eigenen Größenwahns, die gemeinsame Suche nach einem Ausweg aus dieser selbstverschuldeten Überforderung erhebt helium x zum künstlerischen Prinzip. Aus dem Versuch das eigene große Versprechen einzulösen entstehen eigene Arbeits-, Spiel- und Darstellungsprinzipien und eine öffentliche Suche nach der Grenze dessen, was im Theater behauptet werden kann. In den Proben werden die klassischen Rollen- und Aufgabenverteilungen getauscht und aufgelöst. Die Hoffnung auf Schwarmintelligenz und der Glaube an die Produktivität von Dissens sind Grundlage dieses Prozesses. Im Spiel zwischen Präsenz und Repräsentation wird das Ringen um Darstellbarkeit,die Behauptung von Verkörperung und das Scheitern daran immer wieder selbst zum Thema.
Konzept & Performance: Daniela Ruocco, Elina Wunderle, Friederike Falk, Patrick Oes, Philippe Heule;
Ausstattung: Dominik Dober, Laura Knüsel, Léonie Süess; Sound Design: Adolfina Fuck;
Produktionsleitung Christiane Dankbar;
Technische Leitung / Licht Thomas Kohler;
Outside Eye: Béatrice Fleischlin.
Eine Koproduktion der Kaserne Basel. Förderer: Fachausschuss Tanz & Theater BS/BL, Fondation Nestlé pour L’Art
Dauer: ca. 80 Minuten, Sprache: Deutsch
Weitere Vorstellungen: 11.2., 12.2., 13.2., 14.2. jeweils 20:00