Legenden und Neuschöpfungen auf Leipziger Bühnen -- Das diesjährige Festival steht unter dem Motto „Ausgrabungen“. Das Programm gliedert sich dabei in zwei Abschnitte: In einem Schwerpunkt werden Rekonstruktionen von historisch wichtigen Tanzstücken, die nachfolgende Generationen von Künstlern maßgeblich beeinflusst haben, gezeigt. Bühnenaufführungen, deren Existenz man oft nur noch in Büchern begegnet, führen gern zur Legendenbildung. Nun gibt es Gelegenheit, einige dieser Werke live zu sehen.
An erster Stelle steht dabei „Das Triadische Ballett“ von Oskar Schlemmer (1922), eines der wichtigsten Werke deutscher Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts. In der Wiedereinstudierung durch Ivan Liška, langjähriger Erster Solotänzer beim Hamburg Ballett von John Neumeier, wird „Das Triadische Ballett“ mit dem Bayerischen Juniorballett München das diesjährige Festival im Schauspielhaus eröffnen. Weiterhin werden Rekonstruktionen von Gerhard Bohner, Gret Palucca, Marianne Vogelsang und Mary Wigman zu sehen sein.
Der zweite Programmpunkt zeigt Stücke von Künstlern, die historische Elemente als Grundlage für ihre Neuschöpfungen nutzen: Auf dem Gebiet des Sprechtheaters stehen dabei zwei wichtige Regisseure im Blickfeld – Pippo Delbono aus Italien und sein Stück „Vangelo“ („Evangelium“), das in Anlehnung an einige Bibelszenen eine heutige Welt von Außenseitern zeigt, und der Schweizer Milo Rau, dessen Produktion „Five easy pieces“ („Fünf einfache Übungen“) mit CAMPO & IIPM, Gent, emotional packendes Dokumentartheater darstellt und zu den meist eingeladenen Stücken dieser Spielzeit gehört.
Das Tanzstück „Bombyx mori“ („Seidenspinner“) von Ola Maciejewska aus Katowice beruht auf den berühmten Serpentinentänzen von Loïe Fuller. Und die Schweizer Choreografin Nicole Seiler lässt in „The wanderers peace“ („Des Wanderers Frieden“) die 76jährige Tänzerin Beatrice Cordua anrührend ihre Lebensgeschichte erzählen.
Für Entdeckungen der kleinen Form wurden ungewöhnliche Spielorte gewählt: Die Performance „Cosas que se olvidan fácilmente“ („Dinge, die man leicht vergisst“) von Xavier Bobés aus Barcelona spielt in einem Kellergewölbe, und für das Kinderstück „Pakman“ („Postmann“) der Compagnie Post uit Hessdalen, Antwerpen, klettern die Zuschauer in einen LKW.
Und schließlich gibt es eine Uraufführung: Die Leipziger Choreografin Irina Pauls widmet sich, gemeinsam mit dem ensemble amarcord und Tänzern aus Valletta, in dem Stück „It’s Schiller! – Die Maltheser. Tragödie.“, das auf einem Dramenfragment von Friedrich Schiller beruht, europäischen Glaubens- und Machtfragen. Der Wettbewerb „Das beste deutsche Tanzsolo“
in der Konzeption von Alain Platel aus Gent findet innerhalb des Festivals zum 13. Mal statt.
Die euro-scene Leipzig wird finanziert durch die Stadt Leipzig und die Kulturstiftung des
Freistaates Sachsen sowie zahlreiche Vertretungen der Gastspielländer und Partner. Kulturpartner sind MDR Kultur und ARTE.
Ann-Elisabeth Wolff
Festivaldirektorin
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