Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
„Dantons Tod“ von Georg Büchner am Theater Pforzheim „Dantons Tod“ von Georg Büchner am Theater Pforzheim „Dantons Tod“ von Georg...

„Dantons Tod“ von Georg Büchner am Theater Pforzheim

Premiere am Samstag, 8. November 2014 um 19.30 Uhr im Großen Haus. -----

Frankreich im Frühjahr 1794: Der König ist tot, hingerichtet vom eigenen Volk im Zuge der französischen Revolution. Es folgt eine brutale Administration und die Zeit der sogenannten „Schreckensherrschaft“ in Frankreich rund um den von Georges Danton mitbegründeten Wohlfahrtsausschuss und dessen Vollstreckungsorgan, dem Revolutionstribunal.

Über 30.000 Menschen, Sympathisanten des Königs und Regimegegner, aber auch unbequeme Politiker finden unter der Guillotine den Tod durch Enthauptung. Georg Büchners historisches Drama gehört zu den bedeutendsten Werken des 19. Jahrhunderts. Das Stück ist auch heute noch hochaktuell: Korruption, Machtmissbrauch, Wankelmut im Volk, all das sind Themen, die auch im 21. Jahrhundert nicht an Relevanz eingebüßt haben.

 

Der Politiker Georg Danton ist der Ansicht, dass im Zuge der französischen Revolution genug Blut vergossen wurde. Sein Parteikollege Maximilien Robespierre sieht das hingegen anders. Für ihn sind alle „Feinde“ der neu gegründeten Republik Kandidaten für die Guillotine, jenes Mordwerkzeug, das zum Sinnbild der postrevolutionären Schreckensherrschaft Frankreichs wurde. Aus einer anfänglichen Meinungsverschiedenheit wird plötzlich eine ernstzunehmende Rivalität, die in einem internen Konflikt um Macht, Recht und Moral mündet. Zunächst reagiert Danton mit stoischer Gelassenheit und nimmt die Auseinandersetzung nicht sehr ernst, doch schon bald wird ihm die Brisanz seiner Lage bewusst: die Guillotine soll ihn „zur Ruhe setzen“. Als sich der begnadete Rhetoriker zur Wehr setzt, ist es bereits zu spät. Robespierre hat die Gewalt des Volkes bereits in der Hand und setzt seine verdrehte Askese in Kontrast zu Dantons hedonistischem Lebenswandel. So bleibt Danton nichts anderes übrig, als mit seinen Freunden und Liebsten dem Tode entgegenzutreten.

 

Büchners Drama könnte man der Gattung „Philosophischer Politthriller“ zuordnen. Die weltliche Auseinandersetzung der Parteien Danton und Robespierre mündet immer wieder in philosophischer Infragestellung der Sinnhaftigkeit der menschlichen Existenz und der Frage nach religiösen Grundstatuten. Mit gut dreißig Darstellern und zusätzlichen Statisten galt „Dantons Tod“ bei seiner ersten Veröffentlichung 1835 als unaufführbar. Zu dieser Zeit war es allerdings auch unüblich, die vom Autoren vorgegebene Personenzahl zu verändern. Da hat es das Theater Pforzheim heute leichter: Mit vier Darstellern und einer Darstellerin komprimiert Regisseur Murat Yeginer den Text auf die Kernfragen nach den Konsequenzen von Revolutionen und lässt die Figuren in einem schlichten, zeitlosen Raum auftreten.

 

Inszenierung: Murat Yeginer

Bühne und Kostüme: Jürgen Höth

Dramaturgie: Andreas Kahlert

 

Mit: Jörg Bruckschen, Jens Peter, Mario Radosin, Mathias Reiter und Christine Schaller

 

Weitere Vorstellungen am Di, 11., So, 16. und Mi, 26. November sowie an weiteren Terminen im Laufe der Spielzeit

 

Karten für „Dantons Tod“ an der Theaterkasse am Waisenhausplatz unter Tel. 0 72 31/39-24 40, im Kartenbüro in den Schmuckwelten und unter www.theater-pforzheim.de.

 

 

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 14 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

WIE VON EINEM ANDEREN STERN -- Puccinis "Madama Butterfly" mit dem Staatstheater Meiningen im Theater Heilbronn

In der Regie von Hendrik Müller wird die Handlung gleich zu Beginn in die Zukunft versetzt. Da erscheint plötzlich der Marineleutnant der USA Pinkerton als Astronaut, der auf der Erde landet und die…

Von: ALEXANDER WALTHER

HOFFEN AUF DEN AUFBRUCH -- "Juices" von Ewe Benbenek im Foyer des Kammertheaters STUTTGART

"Also kannst du dir das vorstellen, wie das ist, wenn man da hängt, mit letzter Kraft rumhängt..." Mit diesen Worten wird das Leitmotiv im Stück der polnischen Autorin Ewe Benbenek auf den Punkt…

Von: ALEXANDER WALTHER

RHYTHMISCHER ZAUBER -- Stuttgarter Philharmoniker in der Liederhalle Stuttgart

Die Reihe "Zwanziger Jahre II" wurde von den Stuttgarter Philharmonikern unter der inspirierenden Leitung des britischen Dirigenten Adam Hickox eindrucksvoll fortgesetzt. Bei der sinfonischen Dichtung…

Von: ALEXANDER WALTHER

NEOKLASSISCHE LINIEN -- Ballet Preljocaj im Forum am Schlosspark LUDWIGSBURG

Vor geheimnisvollen Projektionen trifft man hier Zeus und Ikarus, Medusa und den Minotaurus. Man erkennt Adam und Eva, Alexander den Großen, Amazonen und Monster. 1984 gründete der Choreograf Angelin…

Von: ALEXANDER WALTHER

KLARE STRUKTUREN -- 3. Sinfoniekonzert des Staatsorchesters Stuttgart in der Liederhalle Stuttgart

Das dritte Sinfoniekonzert des Staatsorchesters begann mit Richard Wagners "Siegfried-Idyll" aus dem Jahre 1870. David Afkham machte als einfühlsamer Dirigent des Staatsorchesters deutlich, wie stark…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑