Den Kollegen und vielen Zuschauern ist Ruth Glöss bis heute als „Narr“ in Robert Wilsons Aufführung von SHAKESPEARES SONETTE vor Augen. Es war eine von vielen Wilson-Inszenierungen, in denen sie sich bis ins hohe Alter mit großem Charme und Witz in die Herzen der Zuschauer spielte.
Ruth Glöss nahm Schauspielunterricht in Dresden und begann ihre künstlerische Laufbahn als Kabarettistin, bevor sie als Schauspielerin am Theater Greiz, dem Staatstheater Cottbus, am Theater Gera, den Städtischen Bühnen Karl-Marx-Stadt und am Berliner Maxim-Gorki- Theater spielte. Von 1964 bis 1983 war Glöss Ensemblemitglied der Volksbühne Berlin.
Seit 1987 gehörte sie zum festen Ensemble des BE und spielte hier in nahezu 50 Rollen bei Regisseuren wie Manfred Wekwerth / Joachim Tenschert, Christoph Schroth, Alejandro Quintana, Einar Schleef, Heiner Müller, Stephan Suschke, Martin Wuttke, Karin Henkel und Peter Zadek.
Seit der Intendanz von Claus Peymann 1999 arbeiteten Regisseure wie Leander Haußmann, Peter Zadek, Thomas Langhoff, Jutta Ferbers, Philip Tiedemann und Claus Peymann besonders gern mit der außergewöhnlichen Schauspielerin. Robert Wilson besetzte sie in all seinen acht Inszenierungen am BE.
Mit ihrer zarten, kleinen Erscheinung und ihrer gescheiten, trockenen Weltsicht war sie eine der – in vielerlei Hinsicht – großen Persönlichkeiten des Ensembles.