Das schneeweisse Andorra wird von seinem faschistisch regierten Nachbarstaat, den „Schwarzen“ bedroht. Die Schwarzen machen Jagd auf die Juden. Die Andorraner haben an sich nichts gegen Juden, es gibt auch keine in Andorra. Ausser dem Tischlerlehrling Andri, der vom Lehrer Can bisher als jüdisches Findelkind, als gerettetes Opfer eines Pogroms, ausgegeben wurde, obwohl er in Wirklichkeit ein uneheliches Kind des Lehrers mit einer Schwarzen ist.
Alle Bewohner Andorras erkennen in Andri zunehmend „Jüdisches“, ausgenommen Barblin, die
unvoreingenommene Tochter des Lehrers, die ihn liebt. Als Andri um Barblins Hand anhält und ihr Vater die Eheschliessung ablehnt, bezieht Andri diese Ablehnung auf seinen Judenstatus, da er nicht weiss, dass Barblin seine Halbschwester ist. Doch als der Lehrer gezwungen wird, die wahre Herkunft seines vermeintlichen Pflegesohns aufzuklären, sind nicht nur die Bewohner Andorras keineswegs bereit, ihre
antisemitischen Vorurteile aufzugeben: Auch Andri selbst beharrt auf seiner jüdischen Identität. Er ist zu dem Bildnis geworden, welches sich die xenophobe Gesellschaft von ihm gemacht hat, er wird zum
Sündenbock.
Regisseur Bastian Kraft, 1980 geboren, studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Giessen und war danach Regieassistent am Burgtheater Wien, wo er mit ersten Inszenierungen auf sich aufmerksam machte. Sein künstlerischer Durchbruch gelang ihm mit Kafkas „Amerika“ am Thalia Theater Hamburg. Danach entstanden Regiearbeiten u.a. am Deutschen Theater Berlin, am Schauspielhaus Wien, am Münchner Volkstheater und am Schauspiel Frankfurt. Am Schauspielhaus Zürich waren von ihm u.a. 2012 „Der Steppenwolf“ nach dem Roman von Hermann Hesse und 2015 „Die Zofen“ von Jean Genet zu sehen.
Andorra: Kraft konzentriert sich auf den Prozess der Verinnerlichung der Stimmen der Andorraner im Kopf Andris: Claudius Körber spielt neben der Figur des Andri auch die Bürger von Andorra – und übernimmt somit die meisten weiteren Rollen. Daneben werden Henrike Johanna Jörissen (als Barblin) und Susanne-Marie Wrage (als Senora) auf der Bühne zu erleben sein.
Regie Bastian Kraft
Bühne Peter Baur
Kostüme Inga Timm
Musik Lars Wittershagen
Video Jonas Link
Licht Markus Keusch
Dramaturgie Gwendolyne Melchinger
Mit:
Andri / Die Bürger von Andorra Claudius Körber
Barblin Henrike Johanna Jörissen
Die Senora Susanne-Marie Wrage
Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Box
6., 10., 13., 14., 18., 25., 27., 30. & 31. Mai, jeweils 20.15 Uhr
16. Mai, 19.15 Uhr
2. & 4. Juni, jeweils 20.15 Uhr
Weitere Vorstellungen sind in Planung.