Olga Pona war mit ihrer Kompanie Chelyabinsk Contemporary Dance Theater bereits verschiedene Male im Tanzhaus NRW in Düsseldorf zu Gast. Jetzt wurden dort zwei ihrer jüngsten Arbeiten, "Celestial Bodies" und "Male Identity", in einem Doppelprogramm gezeigt.
Olga Ponas Arbeiten sind stets vor dem Hintergrund ihrer Erfahrungen des postkommunistischen russischen Alltags zu sehen, ohne dass sie sich jedoch nur auf diese reduzieren ließen. Waren in ihre vorherigen Choreographien noch Folkloreelemente eingebunden, so verzichtet sie bei ihren beiden jetzigen Arbeiten ganz darauf.
"Celestial Bodies", eine Koproduktion des Chelyabinsk Contemporary Dance Theater, mit dem Pumpenhaus Münster, beginnt eindrucksvoll mit Soloformationen, in denen sich die einzelnen Tänzer expressiv verdrehen. Besonders stark sind die elf Tänzerinnen und Tänzer denn auch im Solo, Duo oder Trio. Bei den synchron angelegten Gruppenformationen hätte ein perfekteres, exakteres Timing sicherlich zu mehr Dynamik geführt. Wie Himmelskörper werden Kugeln an dünnen, fast unsichtbaren Seilen ins All geschickt. Nach einem angezählten Countdown landen schließlich die Tänzer selbst im All mit einem schönen Abschlussbild von entschwebenden Füßen im Himmel.
Mit "Male Identity", dem zweiten Stück des Abends, einer Uraufführung, kehrt Olga Pona aus himmlischen Gefilden wieder ganz zur Erde und ihren Problemen zurück. Sechs Tänzer sind auf der Suche nach ihrer Stellung in der sich verändernden russischen Gesellschaft und ihrer Identität als Mann, schwankend zwischen Individualität und Gemeinschaftsgefühl. Stimmungsänderungen bleiben da nicht aus. Wie männliche Mannequins auf dem Laufsteg präsentieren sich die Tänzer, unsicher ob ihrer ungewohnten Rolle. Mitunter Gerangel unter Männern und wieder fröhlich zu Sambarhythmus unter einem bunten Knallfroschregen.
Mit großer Klarheit, die sich auch in der einfachen Bühnenausstattung und den Kostümen ausdrückt, konzentriert sich Olga Pona in ihrer neuen Stücken ganz auf die tänzerische Choreographie, ausdrucksstark, lebendig und poetisch.
"Celestial Bodies":
Choreographie: Olga Pona;
Tanz: Julia Abramova, Maria Gerasimova, Maria Greyf, Tatjana Lumpova, Svetlana Lvova, Tatiana Menschenena, Vladislav Morosov, Olga Sharova, Artyom Sushchenko, Rafael Timerbakov, Vladimit Vdovenko, Andrey Zykov
Musik: I. Havlova, K. Kirscher, A. Aigui, A. Schnittke, G. Marlowe, M. Feldman, Aphex Twin, Matmos
Kostüme: Olga Pona
Licht: Vladimir Karpov
"Male Identity":
Choreographie: Olga Pona
Tanz: Vladislav Morosov, Andrey Zykov, Rafael Timerbakov, Artyom Sushchenko, Vladimir Vdovenko, Vasili Polkov
Musik: Lev Gutovskiy, Jazzanova
April 2009