„Fremd eingezogen, fremd ausgezogen, die Leier drehend, immer dieselbe Leier, immer dasselbe?“, fragt sich das erzählende Ich in der „Winterreise“ von Elfriede Jelinek, die sie 2011 geschrieben hat und dafür im selben Jahr mit dem Mülheimer Dramatikerpreis ausgezeichnet wurde. Jelinek lehnt ihre Winterreise immer wieder deutlich an Müller/Schubert an, doch sie macht sich auch auf eine ganz persönliche Reise, so dass die Vorlage dadurch neu verortet wird. In acht Bildern erlebt das lyrische Ich unterschiedliche Situationen des Ausgestoßenseins, der Vertreibung. Doch sobald man glaubt, das Ich der Autorin zu erkennen, entzieht es sich sogleich wieder der Eindeutigkeit, ein Spiel von Verhüllung, Privatheit und Öffentlichkeit entspinnt sich.
Regisseurin Anne Lenk („Räuberhände“, „In der Republik des Glücks“) nähert sich in ihrer dritten Arbeit
am Thalia Theater Jelineks Winterreise mit musikalischen Elementen Schuberts und mit einem Ensemble aus fünf Frauen, die in verschiedenen Lebensaltern die existentiellen Fragen des „Ichs“ zu
Vergänglichkeit, Scheitern und Sehnsucht nach Leben und Tod aus unterschiedlichen Perspektiven
umkreisen.
Regie Anne Lenk
Bühne Judith Oswald
Kostüme Silja Landsberg
Musik Frieder Hepting
Ensemble Alicia Aumüller, Britta Hammelstein, Karin Neuhäuser, Oda Thormeyer, Patrycia Ziolkowska
Weitere Vorstellungen am 20. und am 23. Januar jeweils um 20 Uhr
Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de