In Unordnung geraten denn auch die Gefühle der Protagonisten der turbulenten Handlung, in der nichts mehr ist, was es zu sein scheint. Durch ein Schiffsunglück verschlägt es die junge Viola an den Strand von Illyrien. Ihren Zwillingsbruder Sebastian, der ebenfalls an Bord war, hat sie aus den Augen verloren und hält ihn für tot. In Männerkleidern als Page Cesario tritt sie in den Dienst des Herzogs Orsino, der sogleich Vertrauen zu dem schönen vermeintlichen Jungen fasst und ihn als Postillon d’amour bei Gräfin Olivia benutzt, in die der Herzog unsterblich verliebt ist, sie aber nicht in ihn. Stattdessen findet Olivia Gefallen an Cesario-Viola, die sich wiederum in Orsino verliebt, ohne ihm ihre Identität offenbaren zu können.
Zu allem Überfluss wird Olivia bedrängt von zwei verlotterten Edelmännern, der eine ihr Onkel Toby, der sich die Reichtümer seiner Nichte unter den Nagel reißen will, indem er sie mit seinem Saufkumpan Andrew zu verkuppeln gedenkt. Und damit der karrieregeile Verwalter Malvolio nicht dazwischenfunkt, benutzt man dessen stille Liebe zu Olivia für einen üblen Streich, der den respektablen Mann zur Witzfigur macht. Als schließlich aber Violas Zwillingsbruder, der den Schiffbruch überlebt hat, auf der Szene erscheint, halten ihn alle zunächst für Cesario. Dass er die für ihn überraschenden Avancen Olivias erwidert, macht ihn für Orsino zum Verräter. Erst Viola löst das Chaos auf, indem sie sich demaskiert und damit Orsino erkennen lässt, warum er Gefühle für seinen Pagen entwickelt hat. Olivia aber bekommt ihren geliebten Cesario in der Zwillingsausführung.
Wenn auch am Schluss alles wieder in Ordnung zu sein scheint, so bewegen sich die Figuren doch ständig am Rand des Wahnsinns, und es ist eine Ironie der Geschichte, dass der Hausnarr offenbar den klarsten Verstand besitzt, während ausgerechnet der Kontrollierteste von allen, der Hüter der Ordnung Malvolio, als der Wahnsinnigste erscheint, der sich zum Narren macht in diesem phantastischen Spiel der Täuschungen, der Spiegelungen, des Identitäts-verlusts, der unbewussten Selbstentlarvung – ein Spiel voller doppelbödigem Witz und Ironie.
Nach der blutigen Tragödie »Orest« in der Spielzeit 2012 /13 zeigt die Staatsoper Hannover mit der 1998 in München uraufgeführten Oper »Was ihr wollt« eine andere Facette des Opernschaffens von Manfred Trojahn: eine wahnwitzige und abgründige Komödie über die Irrungen und Wirrungen menschlichen Seins.
Oper in vier Akten (1998)
Text von Claus H. Henneberg nach William Shakespeares »Twelfth Night«
In deutscher Sprache
Musikalische Leitung
Mark Rohde
Inszenierung
Balázs Kovalik
Bühne
Hermann Feuchter
Kostüme
Angelika Höckner
Licht
Holger Klede
Dramaturgie
Klaus Angermann
Orsino
Simon Bode
Olivia
Dorothea Maria Marx
Viola/Cesario
Ania Vegry
Malvolio
Brian Davis
Maria
Julia Sitkovetsky
Sir Toby Belch
Stefan Adam
Sir Andrew Aguecheek
Edward Mout
Narr
Martin Berner
Sebastiano
Jonas Böhm
Antonio
Michael Dries
Vier Männer/Vier Gerichtsdiener
Tadeusz Slowiak /
Thomas Kubitza /
Mohsen Rashidkhan /
Jong-Soo Ko
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
Termine
08.12.18 Sa 19:30
14.12.18 Fr 19:30
27.12.18 Do 19:30
05.01.19 Sa 19:30
08.01.19 Di 19:30
20.01.19 So 18:30