Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Was ihr wollt", Oper von Manfred Trojahn, Niedersächsische Staatstheater Hannover "Was ihr wollt", Oper von Manfred Trojahn, Niedersächsische Staatstheater..."Was ihr wollt", Oper...

"Was ihr wollt", Oper von Manfred Trojahn, Niedersächsische Staatstheater Hannover

Premiere | Sa 08.12.18 | 19:30 | anschließend Premierenfeier im Foyer | Opernhaus

»So voll von Phantasien ist Liebe, dass nur sie phantastisch ist.« In einem phantastischen Spiegelkabinett der Liebe verirren sich die Figuren in Shakespeares Komödie »Was ihr wollt«, deren originaler Haupttitel »Twelfth Night« auf das Dreikönigsfest verweist, das im Mittelalter Abschluss und ausgelassener Höhepunkt der weihnachtlichen Feierlichkeiten war, wo wie in einer Art Karneval die gesellschaftliche Ordnung mit Rollentausch, auch der Geschlechterrollen, auf den Kopf gestellt und ein »Herr der Unordnung« zum Zeremonienmeister gekürt wurde.

 

In Unordnung geraten denn auch die Gefühle der Protagonisten der turbulenten Handlung, in der nichts mehr ist, was es zu sein scheint. Durch ein Schiffsunglück verschlägt es die junge Viola an den Strand von Illyrien. Ihren Zwillingsbruder Sebastian, der ebenfalls an Bord war, hat sie aus den Augen verloren und hält ihn für tot. In Männerkleidern als Page Cesario tritt sie in den Dienst des Herzogs Orsino, der sogleich Vertrauen zu dem schönen vermeintlichen Jungen fasst und ihn als Postillon d’amour bei Gräfin Olivia benutzt, in die der Herzog unsterblich verliebt ist, sie aber nicht in ihn. Stattdessen findet Olivia Gefallen an Cesario-Viola, die sich wiederum in Orsino verliebt, ohne ihm ihre Identität offenbaren zu können.

Zu allem Überfluss wird Olivia bedrängt von zwei verlotterten Edelmännern, der eine ihr Onkel Toby, der sich die Reichtümer seiner Nichte unter den Nagel reißen will, indem er sie mit seinem Saufkumpan Andrew zu verkuppeln gedenkt. Und damit der karrieregeile Verwalter Malvolio nicht dazwischenfunkt, benutzt man dessen stille Liebe zu Olivia für einen üblen Streich, der den respektablen Mann zur Witzfigur macht. Als schließlich aber Violas Zwillingsbruder, der den Schiffbruch überlebt hat, auf der Szene erscheint, halten ihn alle zunächst für Cesario. Dass er die für ihn überraschenden Avancen Olivias erwidert, macht ihn für Orsino zum Verräter. Erst Viola löst das Chaos auf, indem sie sich demaskiert und damit Orsino erkennen lässt, warum er Gefühle für seinen Pagen entwickelt hat. Olivia aber bekommt ihren geliebten Cesario in der Zwillingsausführung.

Wenn auch am Schluss alles wieder in Ordnung zu sein scheint, so bewegen sich die Figuren doch ständig am Rand des Wahnsinns, und es ist eine Ironie der Geschichte, dass der Hausnarr offenbar den klarsten Verstand besitzt, während ausgerechnet der Kontrollierteste von allen, der Hüter der Ordnung Malvolio, als der Wahnsinnigste erscheint, der sich zum Narren macht in diesem phantastischen Spiel der Täuschungen, der Spiegelungen, des Identitäts-verlusts, der unbewussten Selbstentlarvung – ein Spiel voller doppelbödigem Witz und Ironie.

Nach der blutigen Tragödie »Orest« in der Spielzeit 2012 /13 zeigt die Staatsoper Hannover mit der 1998 in München uraufgeführten Oper »Was ihr wollt« eine andere Facette des Opernschaffens von Manfred Trojahn: eine wahnwitzige und abgründige Komödie über die Irrungen und Wirrungen menschlichen Seins.

Oper in vier Akten (1998)
Text von Claus H. Henneberg nach William Shakespeares »Twelfth Night«
In deutscher Sprache

Musikalische Leitung    
Mark Rohde
Inszenierung    
Balázs Kovalik
Bühne    
Hermann Feuchter
Kostüme    
Angelika Höckner
Licht    
Holger Klede
Dramaturgie    
Klaus Angermann

Orsino
Simon Bode
Olivia
Dorothea Maria Marx
Viola/Cesario
Ania Vegry
Malvolio
Brian Davis
Maria
Julia Sitkovetsky
Sir Toby Belch
Stefan Adam
Sir Andrew Aguecheek
Edward Mout
Narr
Martin Berner
Sebastiano
Jonas Böhm
Antonio
Michael Dries
Vier Männer/Vier Gerichtsdiener
Tadeusz Slowiak /
Thomas Kubitza /
Mohsen Rashidkhan /
Jong-Soo Ko

Niedersächsisches Staatsorchester Hannover

Termine
08.12.18    Sa     19:30    
14.12.18    Fr     19:30    
27.12.18    Do     19:30    
05.01.19    Sa     19:30    
08.01.19    Di     19:30    
20.01.19    So     18:30

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 18 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

FURIOSE AUSBRÜCHE -- SWR Symphonieorchester unter Jonathan Nott in der Liederhalle Stuttgart

Wer die Sinfonie Nr. 4 "Symphonie Concertante" op. 60 mit Klavier und Orchester von Karol Szymanowski noch nie gehört hat, konnte eine Überraschung erleben. Dynamische Finessen stehen hier neben…

Von: ALEXANDER WALTHER

BERÜHRENDE TIEFE DES AUSDRUCKS -- Premiere "MAHLER X DREI MEISTER" mit dem Stuttgarter Ballett im Opernhaus STUTTGART

Mahlers Musik eignet sich tatsächlich für eine biografische Interpretation. Die drei Werke des Ballettabends "MAHLER X DREI MEISTER" beleuchtet sein außergewöhnliches Leben in besonderer Weise. In der…

Von: ALEXANDER WALTHER

EIN TAUSENDSASSA OHNE RAST UND RUH' -- "Zack. Eine Sinfonie" mit Wolfram Koch im Schauspielhaus STUTTGART

Der Allroundschauspieler Wolfram Koch tritt in der schwungvollen Inszenierung von Jakob Fedler als Tausendsassa auf, der immer wieder in viele Rollen schlüpft. Ein großer Schrank ziert die Ausstattung…

Von: ALEXANDER WALTHER

BOMBASTISCHE WUCHT -- Bundesjugendorchester im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Das Bundesjugendorchester (Schirmherrschaft: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier) wird in wenigen Tagen auch in London auftreten. Jetzt hat es in Ludwigsburg Station gemacht. Bei Benjamin Brittens…

DIE AUSGRENZUNG DES EINZELNEN -- Uraufführung "Im Ferienlager" von Olga Bach im Kammertheater STUTTGART

Irrungen und Wirrungen in einem Ferienlager stehen im Mittelpunkt dieses neuen Stücks von Olga Bach, die auch als Juristin in Palermo Rechtsberatung für Geflüchtete macht. Zwischen Hitchcock, Chabrol…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑