Und er spielte gut. Mitten im 30-jährigen Krieg bietet Wallenstein dem bedrängten österreichischen Kaiser Ferdinand II. ein aus eigenen Mitteln aufgestelltes Heer an. Damit zieht er als Sieger von Schlacht zu Schlacht, bis der Kaiser vor soviel Erfolg und Macht Angst bekommt und Wallenstein ehrlos absetzen lässt. Ein Jahr später das Ganze von vorne: Der Gegner, Gustav II. Adolf von Schweden, setzt Ferdinand II. so zu, dass dieser Wallenstein erneut beruft und ihm unumschränkten Oberbefehl über das kaiserliche Heer erteilt. Und wieder folgt Sieg auf Sieg. Doch diesmal kämpft der Feldherr auch in eigener Sache, er will seine Stellung halten, verhandelt er mit dem Gegner, lässt seine Offiziere bedingungslos auf seine Person verpflichten. Ein geheimer Erlass fordert also seine Verhaftung – tot oder lebendig. Die Armee sagt sich daraufhin von ihrem Feldherrn los, kurz vor einem Bündnis mit dem Feind, fällt Wallenstein einem Mordanschlag zum Opfer.
Friedrich Schiller sah in diesem faszinierenden Charakter eine Idealfigur für seine neue Dramenkonzeption. Nicht mehr der Ruf nach Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit trieb den Tragödiendichter, sondern die Frage, ob und wie vernünftiges Handeln realisierbar sei. So prägt das Ringen um eine Entscheidung zwischen Pflicht und Neigung Wallensteins Denken und Tun, während sich die Schlinge um seinen Hals unsichtbar immer fester zieht … Die «Wallenstein»-Trilogie – eines der bedeutendsten Theaterwerke des deutschen Sprachraums – ist weit mehr als ein monumentales Geschichtsdrama. Besonders der dritte Teil, «Wallensteins Tod», stellt die ewigen Fragen nach den Spielregeln der Macht, ist Politthriller, Weltentwurf und Liebesdrama in einem. Im UG wird das Stück ab Februar zu sehen sein, allerdings in einer freien Adaption, die das Drama auf seine aktuellen Grundfragen hin durchleuchtet: Wie definiert sich äussere Herrschaft und wie innere Freiheit? Auf welchen Mechanismen beruht die Macht und auf welchen die Intrige? Was bedeutet Heldentum in der Zeit von Barock, Aufklärung und Moderne?
Die Inszenierung geht mit dem Stück spielerisch um – schon deswegen, weil für die Produktion lediglich 5 Schauspieler zur Verfügung stehen, die immer wieder in verschiedene Rollen schlüpfen müssen. Aber gerade der Gegensatz zwischen der Grösse des Stoffes und der Begrenztheit der Mittel reizte den jungen Regisseur Hannes Rudolph, der sich nach den Aufsehen erregenden Inszenierungen in Berlin, Leipzig und Wien Schillers Welttheater mit frecher Neugier nähert.
HANNES RUDOLPH, INSZENIERUNG
Der 1977 geborene Regisseur studierte zunächst Psychologie, bevor er als Regieassistent bei Produktionen in unter anderem Berlin, Salzburg, Bochum und Zürich mitwirkte. Dabei arbeitete er mit Regisseuren wie Konstanze Lauterbach, Jürgen Gosch, Dieter Giesing, Matthias Hartmann und Schorsch Kamerun zusammen. In der Spielzeit 2005/06 inszenierte Hannes Rudolph – unter dem Namen Christine Rudolph – «Salzwasser» (Conor McPherson) auf der «Bühne 5» am Schauspielhaus in Zürich. Die Inszenierung brachte ihm eine Nominierung als «Beste Nachwuchskünstlerin» in der Kritikerumfrage der Zeitschrift «theater heute 2006» ein. Ende des letzten Jahres feierte «Schnitt» von Andreas Liebmann in der Regie von Hannes Rudolph am Schauspielhaus Zürich Premiere.
MIT: Samia von Arx, Elisabeth Kopp, Manuel Kühne, Henry Meyer, Peter Waros
PRODUKTIONSTEAM: Hannes Rudolph (Inszenierung), Johan Hess und Hannes Rudolph (Textfassung), Tobias Schunck (Bühne), Regula Hug (Kostüme), Christian Kipper (Dramaturgie)
WEITERE VORSTELLUNGEN: Sa. 16.2., Mi. 20.2., Do. 21.2., Fr. 22.2., Sa. 23.2., Mi. 27.2., Do. 28.2., Sa. 1.3., Do. 2.3., Fr. 7.3., Sa. 8.3., So. 9.3.2008, jeweils 19.30 Uhr