Eine alte Frau sieht in den Spiegel und erschrickt. Die Frau um die dreißig schläft nach acht Jahren Ehe mit einem anderen Mann. Drei Nonnen beten.
Ein Mann sieht sich einen Softporno an. Das Paar aus Russland ringt um Aner-kennung. Ein Mann verschwindet in einem Bild, baut sich dort eine eigene Welt auf und ist erfolgreich. Susanne und Philipp streiten nur. Eine Frau ver-wandelt sich ständig. Eine Glühbirne zerspringt und der Mann unter ihr erstarrt.
Kaum je wird das Ereignis selbst gezeigt, immer das Vorher oder Nachher.
Collageartig geben die 51 Szenen Einblicke in Szenen zwischen Illusion und
Desillusion in realen und imaginären Räumen: Skurriles wird von alltäglichen
Momenten abgelöst, Melancholie überschattet die humorvolle Stimmung kurz vorher. Die Figuren berichten direkt und klar, ohne die Situation naturalistisch nachzuspielen. Zwischen Reflexion und Ereignis, Privatem und Öffentlichem entsteht ein tragikomisches Panorama um Liebe in Zeiten der Einsamkeit, zu-gleich real, virtuell und immer etwas surreal. Ein Stück über die Freiheit.
Roland Schimmelpfennig, 1967 in Göttingen geboren, gehört mit Stücken wie „Arabische Nacht“, „Angebot und Nachfrage“ und zuletzt „Auf der Greifswalder Straße“ zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Gegenwarts-dramatikern. Im Rahmen des Gegenwartsschwerpunktes im Schauspiel Kiel ist neben VORHER/NACHHER mit DIE FRAU VON FRÜHER ein weiteres Stück des Autors im Studio zu sehen.