Und das mit gutem Grund: Mögen die dargestellten Figu-ren auch der menschlichen Welt entstammen, so ist ihr rücksichtsloses und abgrundtief gieriges Verhalten von einer unverkennbar animalischen Qualität. Aasgeiern gleich stürzen sich falsche Freunde auf den reichen Kaufmann Volpone, als dieser verkünden lässt, er liege im Sterben und suche nach einem geeigneten Erben. Doch hinter Volpones vermeintlichen Erbenaufruf steckt eine perfide List, mit welcher der in Wirklichkeit putzmuntere Levantiner sein Vermögen auf Kosten der Erbschleicher weiter vermehren will. Allerdings hat Volpone die Rechnung ohne seinen Diener Mosca gemacht, der das verwerfliche Unternehmen zum Schein unterstützt, hauptsächlich aber daran interessiert ist, seinen eigenen Geldbeutel zu füllen. Getrieben von einer unstillbaren Geldgier verwickeln sich sämtliche Beteiligten in ein urkomisches und zunehmend groteskes Verwirrspiel gegenseitiger Betrügereien.
Mag die Uraufführung von Ben Jonsons Klassiker schon über vier Jahrhunderte zurückliegen so hat «Volpone oder Der Fuchs» bis heute nichts an Aktualität eingebüsst. Immer wieder ans Licht kommende Skandale der mächtigsten Finanzinstitute führen uns vor Augen, dass Geld im 21. Jahrhundert mehr denn je die Welt regiert. Shakespeare-Zeitgenosse Jonson (1572 – 1637) greift in seiner Komödie auf die Stilmittel der Commedia dell’arte zurück und schafft so eine unwiderstehlich-zeitlose Satire, die das Publikum Tränen lachen lässt, während gleichzeitig das Blut in den Adern gefriert. Der österreichische Schriftsteller Stefan Zweig veröffentlichte 1926 eine kongeniale Bearbeitung des ursprünglich im sperrigen Englisch des 17. Jahrhunderts verfassten Stücks. Mit seiner freien Modernisierung, viel abgründigem Witz und Scharfzüngigkeit verhalf Zweig Jonsons Komödie so zu neuer, bis heute anhaltende Popularität.
Regisseur Daniel Pfluger deckte bereits in seiner Inszenierung von Molières «Menschenfeind» in der vergangenen TOBS-Saison umsichtig die menschlichen Abgründe der vermeint-lich feinen Gesellschaft auf – man darf gespannt sein, wie er Volpone und seine bestialischen Schmarotzer auf die Bühnen in Solothurn und Biel bringen wird.
Inszenierung Daniel Pfluger
Bühnenbild Flurin Borg Madsen
Kostüme Janine Werthmann
Dramaturgie Adrian Flückiger, Margrit Sengebusch
Volpone, ein reicher Levantiner Günter Baumann
Mosca, sein Schmarotzer Tim Mackenbrock
Voltore, Notar Lou Elias Bihler
Corbaccio, ein alter Wucherer Hannes Fischer
Corvino, Kaufmann Jan-Philip Walter Heinzel
Leone, Capitano, Sohn des Corbaccio Stephan Eberhard*
Colomba, Gattin des Corvino Lisanne Hirzel*
Canina, ein Kurtisane Fernanda Rüesch
Der Richter Barbara Grimm
*Studierende der Hochschule der Künste Bern HKB
Werkeinführung jeweils 30 Minuten vor Vorstellungsbeginn
Vorstellungsdaten
Solothurn, Stadttheater
Fr 02.09.2016 19:30 Premiere
Di 06.09.2016 19:30
Sa 01.10.2016 19:00
Mi 26.10.2016 19:30
Fr 28.10.2016 19:30
Do 17.11.2016 19:30
Sa 31.12.2016 19:00 Silvestervorstellung
Biel, Stadttheater
Mi 28.09.2016 19:30 Premiere
Fr 30.09.2016 19:30
Di 11.10.2016 19:30
Do 13.10.2016 19:30
Sa 19.11.2016 19:00