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Veranstaltungsreihe ZUR ERINNERUNG AN DIE DEPORTATION UND ERMORDUNG DER BERLINER JUDEN im Berliner Ensemble

von Freitag, 16. Oktober bis Sonntag, 18. Oktober 2015. -----

Am 18. Oktober 1941 verließ der erste Zug mit über 1.000 Juden Berlin in Richtung Litz mannstadt (Lodz). An den beiden Tagen zuvor hatten sie sich in einem Sammellager in der ehemaligen Synagoge Levetzowstraße einfinden müssen. Mit diesem Zug begann die Shoah in Berlin: die Verfolgung und Ermordung der Juden unter nationalsozialistischer Herrschaft.

Allein aus Berlin wurden in 122 Deportationstransporten über 5.000 Juden verschleppt und später ermordet. 1933 lebten in Berlin 160.000 Juden, davon wanderten 90.000 aus, 7.000 begingen Selbstmord, lediglich 8.000 überlebten die nationalsozialistische Herrschaft.

 

Das BE erinnert wie schon in den vergangenen Jahren an diese dunklen Tage der Stadtgeschichte. Viele Deutsche, die rechtzeitig vor dem Vernichtungswahn der Nazis ins Ausland fliehen konnten, trafen im Exil auf die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft anderer Menschen in fremden Ländern...

 

Diese Veranstaltungsreihe umfasst folgende Veranstaltungen:

 

Matthias Mosbach und Martin Seifert lesen aus

NACH DEM UNTERGANG

DIE ERSTEN ZEUGNISSE DER SHOA IN POLEN 1944-1947

„Hier sprechen die, die das Unvorstellbare erlebt haben, unmittelbar zu uns, als gäbe es keine zeitliche

und räumliche Distanz.“ (Süddeutsche Zeitung) Matthias Mosbach und Martin Seifert lesen aus dem gleichnamigen Buch, herausgegeben von Frank Beer, Wolfgang Benz und Barbara Distel: Die Zentrale Jüdisch-Historische Kommission gründete sich 1944 in Polen aus Überlebenden der Ghettos und Konzentrationslager, um Beweise der Verbrechen des Holocausts zu sichern. Sie dokumentierten Zeugenaussagen, um einen authentischen und unverstellten Blick auf die Katastrophen in den Konzentrationslagern zu zeigen. In ihrer schonungslosen Darstellung berührt diese historische Textsammlung von 2014 das Thema der Deportation der Juden auf eindringliche und einzigartige Weise.

 

"Man wird diese Texte lesen wie einen Fund, den man aus einem gesunkenen Schiff geborgen hat, wie eine Botschaft, die lange verschollen war und die nun wieder ans Licht gekommen ist. Wir hören Menschen, die aus der Hölle sprechen." (Süddeutsche Zeitung)

 

– Die ersten Zeugnisse der Shoah in Polen 1944 – 1947; Frank Beer, Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.); Metropol-Verlag und Verlag Dachauer Hefte, 2014

 

Freitag, 16. Oktober, 19Uhr, Gartenhaus

 

*****

 

LOTTE LENYA VON DER AMEISGASSE IN DIE WELT

mit ANDREA ECKERT

 

In ihrem Liederabend singt und erzählt Andrea Eckert (am Klavier Stephen Delaney) aus dem Leben Lotte Lenyas, die aus der Wiener Ameisgasse aufbrach, um die großen Bühnen der Welt zu erobern. Sie war die Spelunken- Jenny in Brechts „Dreigroschenoper“ bei der Uraufführung im Theater am Schiffbauerdamm. Als Ehefrau des jüdischen Komponisten Kurt Weill floh sie vor den Nazis zunächst nach Paris und wurde schließlich im amerikanischen Exil ein Star am Broadway. In ihrem bewegenden Leben spiegeln sich alle Höhen und Tiefen des vergangenen Jahrhunderts.

 

Freitag, 16. Oktober, 20Uhr, Probebühne

 

*****

 

Buchpremiere!

Simon Wiesenthal

DIE SONNENBLUME

Über die Möglichkeiten und Grenzen von Vergebung

Es lesen: Raphael Dwinger und Felix Tittel

anschließend Gespräch mit der Herausgeberin Nicola Jungsberger

und der Moderatorin Shelly Kupferberg

 

Im Ausland ist Simon Wiesenthals Buch DIE SONNENBLUME ein Bestseller, übersetzt in mehr als 20 Sprachen. In Deutschland war es viele Jahrzehnte vergriffen. Laut seiner Biographin Hella Pick betrachtete Simon Wiesenthal DIE SONNENBLUME als sein wichtigstes Buch. Herausgegeben von Nicola Jungsberger wird es zum 10. Todestag von Simon Wiesenthal - am 20. September 2015 – neu aufgelegt und um aktuelle Beiträge erweitert – wieder erscheinen.

 

Sie sind ein KZ-Häftling. Ein sterbender SS-Soldat bittet Sie um Vergebung. Was tun Sie? Vor ebendieser Entscheidung stand der Holocaust-Überlebende Simon Wiesenthal im Jahr 1942. In seiner dem Buch den Titel gebenden Erzählung Die Sonnenblume schildert der ausdauernde Kämpfer für Recht und Gerechtigkeit seinen Gewissenskonflikt, der ihn noch Jahrzehnte später nicht losließ. Hatte er das Richtige getan? Darf das Unverzeihliche verziehen werden? Wenn ja, wie? Wenn nein, wie weiterleben? Simon Wiesenthals Fragen rühren an die Grundfesten des Menschseins.

 

Über 45 herausragende Männer und Frauen stellen sich ihnen: Geistliche und Theologen, Psychologen und Philosophen, Holocaust-Überlebende und Menschenrechtsaktivisten. Ihre Antworten sind so unterschiedlich wie ihre Erfahrungen in der Welt und zeigen, dass Wiesenthals Frage heute genauso aktuell ist. Das Buch fordert jeden Einzelnen heraus, seine persönliche Haltung zu Vergebung und Versöhnung, Gerechtigkeit und Mitgefühl neu zu prüfen und zu artikulieren.

 

»Ich bin tief berührt worden, auch in meinen eigenen Fragen zum Thema Vergebung. Dieses Buch sollte nicht nur gelesen, sondern auch diskutiert werden – und zum Curriculum an Universitäten und Schulen gehören« Iris Berben, Schauspielerin

 

Der Band enthält hochaktuelle Antworten über Möglichkeiten und Grenzen der Vergebung, unter anderem von: Aleida Assmann, Kulturanthropologin; Tovia Ben-Chorin, Rabbiner, Berlin; Éva Fahidi-Pusztai, Auschwitz-Überlebende; Eva Mozes Kor, Auschwitz-Überlebende, Mengele-Zwilling; Susan Neiman, Philosophin; Uta Ranke-Heinemann, Theologin; Martin Walser, Schriftsteller; u.v.a.

 

Samstag, 17. Oktober, 20Uhr, Probebühne

 

*****

 

Lesung mit Swetlana Schönfeld und Laura Tratnik

DER AUSFLUG DER TOTEN MÄDCHEN

von Anna Seghers

 

Im mexikanischen Exil erinnert sich Netty auf dem Krankenbett an einen Ausflug ihrer Mainzer Schulklasse vor dem ersten Weltkrieg. Ein Tagtraum versetzt die Erzählerin zurück unter die fröhlichen Schulmädchen. Nun – 1944 – dreißig Jahre später, sind die meisten der Mädchen verfolgt, verhaftet, verschleppt oder in Lagern getötet worden... Anna Seghers’ berühmte Erzählung (1946 in New York erschienen) ist eine surrealistische Erinnerungsreise zwischen Traum und Wirklichkeit.

Es lesen: Swetlana Schönfeld und Laura Tratnik.

 

Sonntag, 18. Oktober, 18.30Uhr, Gartenhaus

 

*****

 

VERGESSENE UND VERBOTENE THEATERSTÜCKE DER DDR

 

DDR-Dramatik 26:

PROFESSOR MAMLOCK von Friedrich Wolf

 

Es lesen: Claudia Burckhardt, Larissa Fuchs, Nadine Kiesewalter, Karla Sengteller; Roman Kaminski, Michael Kinkel, Detlef Lutz, Marko Schmidt, Martin Schneider, Veit Schubert, Martin Seifert, Felix Tittel, Thomas Wittmann

Leitung: Manfred Karge, Hermann Wündrich

 

Aus Anlaß der "Gedenktage zur Deportation Berliner Juden" wird Friedrich Wolfs "Professor Mamlock" vorgestellt. Auch wenn das Stück vor dem Krieg und somit vor Gründung der DDR geschrieben wurde, gehört es zu den einflussreichsten Werken, welche die sich entwickelnde Dramatik des neuen Staates entscheidend beeinflusste. "Professor Mamlock" wurde zum Vorbild für Stücke, welche die Nazi-Zeit nicht dem Vergessen überlassen wollten.

 

So früh wie wenige und so schnell wie kaum ein anderer Autor erkannte und beschrieb der Dramatiker die Gefahren der damals noch jungen Nazi-Herrschaft. Bereits 1933 beschrieb er in seinem Drama Antisemitismus und Brutalität in Hitlers "Reich". In jener Zeit waren nur Ferdinand Bruckners „Die Rassen“ und Bertolt Brechts "Furcht und Elend des Dritten Reiches" ebenso weitsichtig.

 

Uraufgeführt 1934 in Warschau und Zürich ging "Professor Mamlock" um die Welt. Ein Jahr später wurde Friedrich Wolf ausgebürgert – zusammen mit Bertolt Brecht und vielen fortschrittlichen deutschen Schriftstellern. Nach Kriegsende war Wolf, aus dem Moskauer Exil kommend, wieder in Berlin, früher als die meisten anderen Schriftsteller.

 

1961 verfilmte Konrad Wolf, einer der bedeutendsten Regisseure der DDR, das Stück seines Vaters mit Wolfgang Heinz in der Titelrolle.

 

Sonntag, 18. Oktober, 20Uhr, Probebühne

 

 

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