Im Juni 1942 bekam Anneliese Marie Frank zu ihrem 13. Geburtstag ein Tagebuch geschenkt. Nur einen Monat später musste sich die Familie Frank gemeinsam mit weiteren Juden im Hinterhaus in der Prinsengracht 263 in Amsterdam verstecken, um der Deportation zu entgehen. In den folgenden 761 Tagen musste Anne lernen, in einem Raum, in dem die Wände immer näher rückten, in einer Welt, die immer lautloser wurde, zu (über)leben. Denn in jedem Atemzug, in jedem Winkel der Räume lauerte stets die Gefahr. Dabei entdeckte die junge Anne Frank durch ihre schriftstellerische Arbeit die Größe der inneren Freiheit und die Hoffnung auf ein Fortleben – auch nach ihrem Tod.
Wenige Wochen vor Ende des Zweiten Weltkriegs starb Anne Frank im KZ Bergen-Belsen. Ihr Vater Otto Frank überlebte als einziger der Hinterhausbewohner und bekam erst dann von einer Helferin aus jener Zeit, Miep Gies, das verloren geglaubte Tagebuch seiner Tochter überreicht. Erst durch dieses Buch lernte er die geheimsten Gedanken und Gefühle seiner Tochter, die andere Anne, kennen.
Die Handlung wird musikalisch begleitet von Peter Polzer am Violoncello – eine symbolische Verneigung vor den KünstlerInnen der Häftlingsorchester in den Konzentrationslagern. Zudem erklingen Kompositionen u. a. von Ernst Bloch, Ezio Bosso und Philip Glass sowie jüdische Musik und Lieder aus der Zeit.
Marie Stockhausen, die sich mit ihren sensiblen, poetischen und berührenden choreografischen Porträts einen Namen gemacht hat, widmet ihren nächsten Tanzabend diesem Mädchen, ihrer Welt des Schreibens und ihrer tiefen Freundschaft zu ihrem Tagebuch, dem Tagebuch der Anne Frank.
„Liebe Kitty, … und schließlich drehe ich mein Herz wieder um, drehe das Schlechte nach außen, das Gute nach innen und suche dauernd nach einem Mittel, um so zu werden, wie ich gern sein könnte, wenn … wenn keine anderen Menschen auf der Welt leben würden.“
Dienstag, 1. August 1944
Hier endet Annes Tagebuch
Libretto von Marie Stockhausen und Katajun Peer-Diamond
Choreografie & Regie
Marie Stockhausen
Bühne & Kostüme
Andrea Kuprian
Dramaturgie
Christina Alexandridis