Ausgangspunkt für den künstlerischen Schaffensprozess war eine zeitlich und räumlich klar definierte Struktur. Im Umgang mit den sich daraus ergebenden Bedingungen verwandelt Wixe das Konzerthaus-Foyer in ein choreografisches Experimentierfeld: Wie wirken sich Limitationen auf den choreografischen Prozess aus? Beschränken sie ihn oder können sie gar zum Impulsgeber für kreative Ideen werden?
Der künstlerische Ansatz des schwedischen Choreografen ist geprägt von seiner jahrelangen Arbeit als Zirkusakrobat. Nach seiner Ausbildung beim Circus Space in London und Le Lido in Toulouse begleitete er mehrere Produktionen der französischen Zirkuskompanie Collectif AOC. 2010 schloss er sich der internationalen Theatergruppe OBRA an, deren Praxis des »psycho physical theater« Künstlerinnen und Künstler ganz unterschiedlicher Spezialisierungen
zusammenführt.
Die Grundlage von Fabian Wixes Arbeit bildet das »kinesthetic listening«, die Fähigkeit eines Tänzers, die eigenen Bewegungen bewusst wahrzunehmen und zu kalkulieren sowie gleichzeitig eine Sensitivität für den Raum und alle anderen Akteure darin auszubilden. Präzision, Geschwindigkeit und unbedingtes Vertrauen sind außerdem nötig, um die rasante Ensemblechoreografie zu performen.
Die Musik zu New Sites komponierte und arrangierte der Berliner Multiinstrumentalist Milian Vogel. Von atmosphärischen Elektrosounds über melodiöse Streicherklänge bis hin zu folkloristisch Gefärbtem bildet sie eine stilistische Vielfalt ab, die sich in Vogels gesamten künstlerischen Schaffen widerspiegelt. Neben zahlreichen Bandprojekten arbeitet er gemeinsam mit dem Bielefelder Komponisten-Duo Vivan und Ketan Bhatti regelmäßig an Bühnenproduktionen mit, etwa für die Nibelungen- Festspielen Worms, die Deutsche Oper und das HAU Hebbel am Ufer Berlin. Die Münchnerin Linda Sollacher nahm sich der Aufgabe an, das Foyer der Rudolf- Oetker-Halle in einen Bühnenraum zu verwandeln. Sie entschied sich für eine reduzierte Ausstattung, die dem Erscheinungsbild dieser außergewöhnlichen Spielstätte für Tanz Rechnung trägt. In dessen Mittelpunkt steht ein Vorhang, der den Raum in zwei Hälften teilt und damit auch die Struktur des Abends entscheidend mitbestimmt. Teils findet die Choreografie auf beiden Hälften gleichzeitig statt. Zusammen mit einer Bestuhlung an allen vier Seiten der Bühne sind die Zuschauerinnen und Zuschauer so nicht nur ganz nah am Geschehen, sondern erleben die »neuen Seiten« auch jeweils aus einer anderen Perspektive.
Inszenierung, Choreografie Fabian Wixe
Künstlerische Gesamtleitung Simone Sandroni
Musik (Arrangement, Sampling) Milian Vogel
Bühne, Kostüme Linda Sollacher
Licht Jan Mathuis, Simone Sandroni
Dramaturgie Janett Metzger
Mit
Dhélé Agbetou / Tommaso Balbo / Alexander Bennett / Carla Bonsoms i Barra / Melissa Cosseta / Gyeongjin Lee / Noriko Nishidate / Adrien Ursulet / Simon Wolant / Elvira Zúñiga Porras
Die nächsten Vorstellungen 03.02., 07.02., 10.02., 21.02., 24.02., 28.02., 06.03., 09.03., 16.03., 23.03.
Karten 0521 / 51 54 54 // www.theater-bielefeld.de