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Uraufführung: "schonzeit" in Kiel

Auftragswerk von Sabine Harbeke.

PREMIERE Sa | 16. September | 20 Uhr | Lagerhalle am Nordhafen |

Uferstraße 72, 24106 Kiel-Wik

mit der Uraufführung des Stückes schonzeit in der Regie von Sabine Harbeke präsentiert das Theater Kiel eine außergewöhnliche Premiere. Harbeke gilt als eine der profiliertesten deutschsprachigen Gegenwartsdramatikerinnen; in dieser Spielzeit sind mit der Kieler Premiere und zwei weiteren neuen Stücken, die in Mannheim und Bochum zu sehen sein werden, gleich drei Uraufführungen geplant.

Die Kieler Uraufführung von schonzeit findet an einem spektakulären Ort statt, einer Lagerhalle am Nord-Ostsee-Kanal. Die in Zürich lebende Autorin und Regisseurin Sabine Harbeke hat sich im Auftrag des Schauspiel Kiel in dieser nördlichen Umgebung umgesehen und umgehört. Skurrile Momente und Figuren voller unerfüllter Sehnsüchte bestimmen den daraus entstandenen Text, den sie als Außenproduktion selbst inszeniert: Gisela betreibt einen Imbiss. Gudrun möchte gern verheiratet sein, sucht aber keinen Mann. Heinz ist Fischer und träumt von einer Reise zum Vatikan. Uwe ist 1,86 m und traut sich nicht mehr nach Hause. Jakob, der ehemalige Autola-ckierer, arbeitet jetzt bei einem Bestattungsinstitut. An diesem Mittwochabend begegnen sie sich. Wird sich ihr Leben ändern?

 

REGIE: Sabine Harbeke | AUSSTATTUNG: Peter Walder | MUSIK: Simon Dellsperger

MIT: Marko Gebbert, Rainer Kühn, Agnes Richter,

Almuth Schmidt, Matthias Unruh

 

Die Autorin, Regisseurin und Filmemacherin Sabine Harbeke, 1965 geboren, lebt in Zürich und New York. Am Theater Neumarkt in Zürich inszenierte Harbeke die Uraufführungen ihrer Stücke wünschen hilft, schnee im april, der himmel ist weiss und lustgarten. Im März 2004 hatte nur noch heute, das auf Kurzgeschichten von Raymond Carver basiert, in der Geßnerallee in Zürich Premiere und wurde im Juni 2006 von Jorinde Dröse am Schauspielhaus Bochum inszeniert. Den deutsch-englischen Text und jetzt/and now brachte die Autorin 2004 mit deutschen und amerikanischen Schauspielern am Thalia Thea-ter Hamburg zur Uraufführung.

2005 schrieb sie für die von der BHF-Bank initiierten Frankfurter Positionen ein Auftragswerk, das im Oktober 2006 in Mannheim zur Uraufführung kommen wird: nachts ist es anders. Weitere Aufführungen des Stückes werden in Bern, in Harbekes eigener Regie, und in Basel zu sehen sein; im Oktober 2006 wird außerdem nur noch heute am Theater Ulm gezeigt. Im Mai 2007 ist unter dem Arbeitstitel trotzdem eine weitere Uraufführung in Planung.

 

Neue Räume für neue Texte - Das Schauspiel Kiel an theaterfremden Orten

 

Theater an einem spektakulären, theaterfremden Ort zu machen, der zu einem eigens für diesen Ort aus-gewählten Text in ein spezifisches Verhältnis tritt - dieser Ansatz gehört zur Grundkonzeption des Schau-spiel Kiel unter der Leitung von Daniel Karasek.

Besonders erfolgreich war die Reihe „Blind Date“, die monatlich über zwei Spielzeiten hinweg an alternativen Spielstätten stattfand - vom alten Speicher nahe der Kieler Förde, über eine Kirche in der Innen-stadt bis hin zum Nachtclub.

Aufgrund der überaus positiven Resonanz folgte in der Spielzeit 2004 |2005 das Festival FLÄCHEN-BRAND. Neue Orte. Neue Stücke. In Zusammenarbeit mit Hamburger Ausbildungsinstituten für Schau-spiel, Bühnenbild und Regie wurden Werkstattinszenierungen von sieben Gegenwartsstücke überall in der Stadt präsentiert. Ein Konzept, das ebenfalls auf große Zustimmung bei Presse und Publikum stieß.

Dass das Schauspiel Kiel jetzt einen Stückauftrag an eine renommierte Gegenwartsautorin vergeben hat, der in enger inhaltlicher Auseinandersetzung mit einem theaterfremden, alternativen Spielort realisiert wurde und dort auch inszeniert wird, ist ein weiterer Schritt, das Theater in die Stadt zu öffnen und sich mit ihr auseinanderzusetzen.

 

„Aus der Alltäglichkeit in die Verdichtung“

Drei Fragen an Sabine Harbeke zu dem Auftragswerk SCHONZEIT für Kiel

 

Was kennzeichnet die Figuren in schonzeit?

Alle befinden sich an einem Punkt, an dem sie sich fragen, wo sie im Leben stehen, an dem sie sich orien-tieren müssen. Diese Momente sind durchaus existentieller Natur. Es muss etwas entschieden werden, und zwar jetzt. Die Entscheidungen müssen auf der Basis des jeweiligen Lebensentwurfs getroffen wer-den, mit Blick auf eine vielleicht ungesicherte Zukunft oder auch mit Blick auf den Tod. Es ist, als würde den Figuren noch eine kurze Schonzeit eingeräumt, bevor die Zeit der Jagd beginnt. Von diesen entschei-denden, auch tragischen Kippmomenten erzähle ich mit Leichtigkeit und Witz.

 

Wie entstand der Text?

Im letzten Winter war ich hier in der Region und habe die Atmosphäre, die Art des Redens erlebt. Ich su-che spezifische Details, die ich dann mit den Themen, die mich beschäftigen, kombiniere. Auf das Zu-sammentragen eines Materialhaufens folgt der Schritt in die Verdichtung: Wie kriege ich den halben Satz aus dem Bus so hin, dass er noch in der Alltäglichkeit wurzelt, wir uns in den Figuren also wiederfinden – und dass er dabei doch zu einem Konzentrat reduziert wird? Diese Arbeit am Schreibtisch, das Wieder und Wieder-Neuschreiben, ist wie das Behauen und Abschleifen einer Skulptur.

 

Worin besteht der besondere Reiz eines zunächst theaterfremden Außenspielorts, der Lagerhalle am Nord-Ostsee-Kanal?

Das Stück ist für diesen Raum geschrieben worden. Ich schreibe ja aus einer Zeitgenossenschaft, deshalb mag ich diesen Raum, der nicht die ganze Tradition des Theaters in sich trägt, sondern der das, was ich erzähle, unterstützt und transparent macht.

Hier kommen zwei Welten zusammen, die des Theaters und der spektakuläre Ort draußen am Nord-Ostsee-Kanal. Diese Realität ist unsere Konkurrenz, aber auch ein einmaliges

 

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