Doch das Nachspielen bietet bald keinen für ihn überlebensnotwendigen Außenreiz mehr, also spielt er gegen sich selbst. Um das zu können, muss er mit zwei Gehirnen denken und sein »Bewusstsein spalten«. Das Spiel wird schnell zur Sucht, er findet nicht mehr heraus aus der Schachwelt. Seine Unzurechnungsfähigkeit rettet ihn zwar aus den Händen der Nationalsozialisten, doch er bleibt »schachgefährdet«.
Nach Kriegsende trifft Dr. Berger durch Zufall auf den amtierenden Schachweltmeister Mirko Czentovic. Mit diesen beiden Schachspielern und ihrer unterschiedlichen Art des Spielens prallen zwei Welten aufeinander. Der Materialist Czentovic kann nur spielen, wenn er Brett und Figuren vor sich hat - und er spielt gegen Bezahlung. Der Idealist Dr. Berger spielte bisher nur in seiner Phantasie, ohne Brett und Figuren - und er spielte um sein Leben. Es kommt zum entscheidenden Kampf zwischen Materialismus und Idealismus. Dr. Berger verliert die Partie wegen Zeitüberschreitung, doch er gewinnt etwas viel Wichtigeres...
Am 18. Mai erlebt eine neue Oper von Cristóbal Halffter ihre Uraufführung in Kiel: »Schachnovelle« nach Stefan Zweigs gleichnamiger Novelle. Das Libretto schrieb der ehemalige Kieler Chefdramaturg Wolfgang Haendeler. Die »Schachnovelle« setzt die langjährige Zusammenarbeit des Kieler Opernhauses mit einem der bedeutendsten spanischen Komponisten der Gegenwart fort, nach der deutschen Erstaufführung von Halffters erster Oper »Don Quijote« kam mit »Lazarus« seine zweite Oper in Kiel zur Uraufführung. Mit »Schachnovelle« komponierte Halffter nun seine erste deutschsprachige Oper. Auch sie ist ein Auftragswerk des Kieler Opernhauses - mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung.
Musikalische Leitung Georg Fritzsch
Regie Daniel Karasek
Bühne Norbert Ziermann
Kostüme Claudia Spielmann
Chor Barbara Kler
Video Konrad Kästner
Mit Susan Gouthro, Juliane Harberg, Anna Petrova, Ks. Heike Wittlieb; Ulrich Burdack, Fred Hoffmann, Michael Hofmeister, Mirko Järviluoto, Andreas Kaspersen, Michael Müller, Ks. Jörg Sabrowski, Thomas Scheler, Tomohiro Takada / Marco Vasalli, Andreas Winther, Marek Wojciechowski, Christoph Woo, Salomon Zulic del Canto sowie Rahel Brede und Bogna Bernagiewicz