In der letzten halben Stunde bis zur Abfahrt des Busses stehen sich die beiden unschlüssig gegenüber und reden über die Witterung, die Dunkelheit und den Schnee, der auch in diesem Jahr nicht gefallen ist. In vier Stunden wird die junge Frau wieder in ihrer schönen neuen Wohnung in Helsinki sein. Ihr Vorhaben, sich mit der Großmutter über die alten Zeiten und die Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg zu unterhalten, ist gescheitert.
Maria Kilpis Stück, das mit dem mit dem Förderpreis für neue Dramatik des tt Stückemarktes 2007, gestiftet von der Bundeszentrale für politische Bildung ausgezeichnet wurde, ist eine genaue Studie über die sich verändernden Beziehungen der Generationen im modernen Europa. Es lotet die Kluft zwischen Aufarbeitung und Erinnern aus. Die Beziehung zwischen den beiden starken Frauen ist vielschichtig. Anhand des Konfliktes zwischen Großmutter und Enkelin und der Kalenderaufzeichnungen des Großvaters, die nichts anderes sind als präzise Wetternotizen, fragt das Stück nach der Erzählbarkeit von Erinnerung und der Weitergabe von konkreter Lebenserfahrung.
Es spielen: Julischka Eichel (Mädchen), Ruth Reinecke (Großmutter); Theo Solnik (Mann)
Regie: Nora Schlocker, Bühne und Kostüme: Magdalena Musial, Musik: Theo Solnik