Mit diesem Verfahren werden komplett neue Texte entstehen, die nichts mit Bearbeitungen im herkömmlichen Sinn zu tun haben. Die erste Überschreibung von Jörg Albrecht hat Theodor Fontanes „Effi Briest“ zur Vorlage.
My love was a ghost. And your love, your love was leaving this rotten town. Stadt-Land-Stillstand. Eine Geschichte über unerfüllbare Liebe, Sehnsucht und das Fremdsein in der Welt. Eine Abhandlung über das Verlassen und Verlassenwerden, über die Aussichtslosigkeit der Hoffnung und darüber, wie man sich einlässt auf die Geistererscheinungen der eigenen Biografie. Ausgangspunkt der Überschreibung ist Fontanes „Effi Briest“. Der Endpunkt jedoch ist keine schlichte Aktualisierung, sondern eine Neufindung — entsprungen aus den Themen, Motiven, Stimmungen und Leerstellen des Romans, seiner Verfilmungen, seiner möglichen Rezeptionen.
„Eine Gruppe von Stadtplanern versammelt sich, für die Neuplanung einer ehemaligen Bergbauregion – eine postindustrielle Landschaft, eine einzige große Brache, Geisterstadt hier, Geisterstadt da. Früher waren die Arbeiter hier den riesigen Industrie-Unternehmen dankbar, egal wie viel Maloche, Dreck und Drohgebärden das für das einzelne Leben bedeutete. Heute sind die Unternehmen längst weg, während die Menschen noch weiter Rücksicht nehmen. Und schon laufen Geister durch das Bild, nein, sie sind längst IM Bild. Auf der Suche nach dem, was das hier mal war, sein sollte und werden wird, erzählen sich die Planer die Geschichte einer Frau. Sie ist verlassen worden, vor Tagen, Monaten oder Jahren. Wann und wo findet diese Geschichte statt? Es ist die Geschichte einer perfekten Liebe, die die Frau gerettet hat, gerettet vor einer Traurigkeit, von der sie manchmal im Scherz sagte, so etwas könne nur in diesen geschundenen Städten des globalen Kapitals wachsen, nirgendwo sonst. Es ist die Geschichte dieser Liebe, die nun unrettbar verschwunden ist. Wie ihr Liebhaber. Sein Telefonhörer ist zu schwer, um ihn abzuheben. Nachrichten brauchen Jahrhunderte, um bei ihm anzukommen, so dass es sich nicht lohnt, sie zu beantworten. Hat er sich neu verliebt? In eine Frau, in einen Mann, in ein Haus? Oder ist er untergegangen im Strukturwandel? Was passiert, wenn uns diejenigen, die uns mal geliebt haben, ohne Vorwarnung verlassen? Wenn die Verantwortung von jetzt auf gleich mitverschwindet? Aus den Augen, aus dem Sinn.“ (Jörg Albrecht, Auszug aus dem Konzept)
Jörg Albrecht wurde 1981 geboren. Neben seinen Romanveröffentlichungen, zuletzt „Beim Anblick des Bildes vom Wolf“, ist er Mitglied im Theaterkollektiv „copy and waste“, mit dem er Performances u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin, am Ringlokschuppen Mülheim und beim Steirischen Herbst in Graz realisiert hat. Als Theaterautor hat er u. a. Stücke für das Schauspielhaus Wien, die Münchner Kammerspiele und ein Libretto für die Staatsoper Hannover geschrieben.
Regie: Steffen Klewar, Ausstattung: Silke Bauer, Kostüme: Marianne Heide, Video: Ian Purnell, Dramaturgie: Alexander Elsner
Mit: Ulrich Brandhoff, Daniela Keckeis, Michael Pempelforth
Fr, 13. Juni 20:00
Do, 19. Juni 20:00
Sa, 28. Juni 20:00
Do, 03. Juli 20:00
Fr, 11. Juli 20:00