Im großen Haus wurde vor einigen Jahren seine Krabat-Adaption „Der sagenhafte Krabat“ erfolgreich gespielt und seine Textfassung für die Licht- und Tonshow „Die kleine Orestie“ erfreut sich nach wie vor auch bei Touristen großer Beliebtheit.
Nun feiert „Lausitzer Quartiere oder Der Russe im Keller“ am 9. März, 19.30 Uhr im großen Haus Uraufführung. Damit legt Ralph Oehme ein Stück vor, das wie eine Art historischer Bilderbogen strukturiert ist. An den Sollbruchstellen der Geschichte setzt der Autor an – 1815/16, 1918, 1945 und 1990. Im Zentrum des Geschehens steht eine Lausitzer Weberfamilie bestehend aus Vater, Mutter, Tochter dazu ein potientieller sorbischer Bräutigam und ein Russe. Die Zeiten und die Moden ändern sich, die soziale Position der Figuren ändert sich, aber die Personage bleibt. Neben diesen fünf gibt es verschiedenste Figuren, die alle von drei Schauspielern gespielt werden.
Den Rahmen des Bildes hält der Wassermann zusammen, der als märchenhaft-mythologisches Element in die Handlung einführt, sie mit Wort und Note begleitet und kommentiert. Regie führt bei dieser Uraufführung Lutz Hillmann, für die Ausstattung zeichnet Miroslaw Nowotny verantwortlich und den musikalischen Rahmen gibt Jan Heinke a.G. vor. Als Wassermann wird István Kobjela zu erleben sein. Die Familie wird gespielt von Olaf Hais, Gabriele Rothmann und Lisa Klabunde a.G.; Marian Bulang als Russe, Ralph Hensel als Milan sowie Marvin Geoege, Erik Dolata und Thomas Ziesch machen die Besetzung komplett.
LAUSITZEN 2017 hieß der Stücke-Wettberwerb, den das Deutsch-Sorbische Volkstheater Bautzen, das Staatstheater Cottbus und die Neue Bühne Senftenberg erstmalig im Sommer 2016 ausschrieben.Gesucht wurden Stückideen, die sich inhaltlich mit der Region Ober- und Niederlausitz auseinandersetzen. Diese besondere historisch gewachsene Kultur-Region erstreckt sich auf die beiden Bundesländer Brandenburg und Sachsen. Hier befindet sich das Siedlungsgebiet der Sorben, der einzigen slawischen authochtonen Minderheit in Deutschland. Eingereicht werden sollte ein Exposé für ein abendfüllendes Stück mit maximal acht Schauspielern und eine ausgeschriebene Szene. Gefördert wird dieses Projekt durch die Stiftung für das sorbische Volk, das Land Brandenburg und auch die beteiligten Theater haben zur Finanzierung beigetragen.
Es haben sich insgesamt 21 Autorinnen und Autoren aus ganz Deutschland um diesen Theaterpreis beworben. Eine Jury - bestehend aus den drei Intendanten, dem Autor Jurij Koch und Harald Müller, Verlagsleiter „Theater der Zeit“ - hat die anonymisierten Stückideen gleichberechtigt bewertet und nach zwei Jurysitzungen die Preisträger im Dezember bestimmt.
Der Hauptpreis wurde dem Leipziger Schriftsteller und Regisseur Ralph Oehme zugesprochen – ein Förderstipendium zur endgültigen Entwicklung und Fertigstellung des Stückes sowie ein Uraufführungsvertrag. Das fertige Werk erlebt nun in der Spielzeit 2017/2018 am Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen seine Uraufführung und wird danach auch in Senftenberg sowie in Cottbus mehrfach gastieren. Neben dem Hauptpreis wurden auch zwei Förderpreise ausgelobt. Der sorbische Schriftsteller Křesćan Krawc sowie die Theaterwissenschaftlerin und Regisseurin Carla Niewöhner erhielten ein einmaliges Preisgeld zur Ermutigung, um weiter an den jeweiligen Stückideen zu arbeiten.
Die LAUSITZEN sind als Biennale angelegt. Als nächstes wird die Neue Bühne Senftenberg das nächste Preisträgerstück (UA) inszenieren, dann das Staatstheater Cottbus. "Deutschlandweit gibt es kein vergleichbares Beispiel für einen Stückewettbewerb, bei dem drei Theater gemeinsam einen Preis ausloben", sagt Intendant Lutz Hillmann. "Bewährt hat sich die Sichtung der anonymisierten Stückideen, denn damit steht die Idee und nicht der Bekanntheitsgrad des Autors im Fokus.“
Ralph Oehme - Preisträger
„Lausitzer Quartiere oder Der Russe im Keller“
Das Stück soll in modellhaften Grundsituationen Drehpunkte lausitzer/sorbischer Geschichte der vergangenen zwei Jahrhunderte als anspielungsreich- unterhaltsames Exempel für Epochenzwänge und Jahrhundert- Konflikte aufzeigen. An Hand verschiedener historischer Stationen setzt der Autor stilisierend Momentaufnahmen gegeneinander ab und macht auf diese Weise den überdimensionalen Rohstoff der historischen Fakten plastisch. Dazu dient ihm erstens eine durchgehende Personage – eine Leineweberfamilie, die zum Fabrikbesitzer aufsteigt, dann enteignet und nur noch geduldet wird, die nach der Wende Rückübertragung und Konkurs fast in einem Vorgang erlebt.
Dazu dient ihm zweitens eine immer wiederkehrende Grundsituation: die Figur des Russen als dem Fremden, der die Allegorik des Stückes theaterwirksam verkörpern sollen. Ralph Oehme versucht genaue Geschichtsdarstellung und moralisches Bekenntnis zum Besonderen theatergerecht zu verbinden.