Die gebürtige Neapolitanerin Yvonne Pouget inszeniert mit „La cattedrale nel vento“ ein packendsinnliches Musiktanztheater über die tiefere Bedeutungsebene der Intimität und Scham und über das Verlangen nach Intimität als eines der wichtigen Grundbedürfnisse des Menschen. Sie entwirft eine Wunschvision für eine humanere Gesellschaft mit einem gesunden Wertesystem.
Das Publikum wird dabei unter der Regie von Pouget in eine tiefgründig-geheimnisvolle Theaterwelt entführt, in der die Seele Neapels atmet, in der logisches Verstehen überflüssig ist, wo der Klang zur Gebärde und die Aufführung zu einem seelischen Schutzraum wird, in den das Publikum eintritt und spürt. Mit den Stilmitteln der griechischen Tragödie, mit einer stark ritualisierten Gestensprache sowie durch die Verschmelzung von Butoh-Tanz, Ballett, Schauspiel, Livemusik und Gesang, entfaltet sich vor den Augen des Betrachters eine sonst unsichtbare Welt der seelischen Intimität in seiner rituellen Dimension.
Das Tanztheater ist eine klare Aufforderung an den Zuschauer, in sich selbst hineinzuschauen, und die Masken, die wir alle im Alltag tragen, und die Rollen, die wir spielen, kritisch zu hinterfragen und den Mut zu finden auf beides zu verzichten. Um derart seelisch entkleidet wieder den Respekt vor dem eigenen Sein wiederzuentdecken, den der Sog der modernen Gesellschaft in den leeren Abgrund reißt. Um mit nackter Seele eine Brücke zurück ins „verlorene Paradies“ zu bauen.
Die zeitlupenhafte Intensität des japanischen Butoh-Tanzes wird mit elementarer Kraft einen Kosmos an Bildern und Ausdruckskunst entfalten, und sich mit den Stilmitteln der griechischen Tragödie vermischen. Die gleichberechtigte Akteure inszenieren sich dabei nahtlos ineinander: Pouget’s vom
japanischen Butoh-Tanz geprägte Formsprache kumuliert mit der sinnliches Ästhetik der klassisch wie zeitgenössisch ausgebildeten, einfühlsam wie technisch brillant agierenden Tänzer, und dem gesungenem Schauspiel.
Die Tänzer und Sänger fungieren als Verbindungsglied und Übersetzer der eingesetzten Theatersprachen und die unterschiedlichen Kunstsparten eröffnen dabei wechselseitig Türen und
Möglichkeiten, wo sonst keine sind. Die Choreografin und Regisseurin wählt als Ansatz das „rituelle Theaterlabor“. Mittels einer rituellen Beschwörung lässt sie den Betrachter in sein eigenes „Dahinter“ seiner Seele eintreten.
Idee / Choreografie / Regie / Tanz: Yvonne Pouget.
Gesang / Schauspiel: Gianni Lamagna, Giacomo Di Benedetto.
Gesang, Schauspiel, Mandoline, Kinderpiano: Anna-Maria Hefele.
Gitarre: Pasquale Ziccardi.
Tanz: Annett Göhre, Elien Rodarel.
Lichtdesign: Rainer Ludwig.
Weitere Spieltage: 29. und 30. November 2014, 20:30 Uhr
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