Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: "Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine", Nachrichtentheater von Nicolas Stemann, Thalia Theater HamburgUraufführung: "Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine",...Uraufführung: "Kommune...

Uraufführung: "Kommune der Wahrheit. Wirklichkeitsmaschine", Nachrichtentheater von Nicolas Stemann, Thalia Theater Hamburg

Vorstellungsblock mit fünf einmaligen Abenden:

Voraufführung am 13. September um 20 Uhr im Thalia Theater, A-Premiere am 14. September um 20 Uhr im Thalia Theater, B-Premiere am 15. September um 19 Uhr im Thalia Theater sowie am 16. und 17. September jeweils um 19 Uhr im Thalia Theater.

Die Wirklichkeit ist abgeschafft. Mit diesen Worten unterbrach der leibhaftige Anchorman des ORF,

Eugen Freund, für eine „Sondersendung“ der österreichischen Tagesschau „Zeit im Bild“ Nicolas

Stemanns Nachrichtentheater bei der Premiere bei den Wiener Festwochen im Juni. Damit brachte er auf den Punkt, was passiert, wenn man sich wochenlang ununterbrochen den medial vermittelten Neuigkeiten aussetzt – nichts ist mehr wirklich, nichts ist wahr – die scheinbar sachlichen Informationen verwandeln sich in ein diffuses Wortgebirge, die kein absurder Dramatiker besser erfinden könnte. Gleichzeitig macht man die Erfahrung, dass das, was wir täglich an Nachrichten im Internet, im Fernsehen und im (Auto)- Radio hören, das einzige ist, was in der individualisierten Gesellschaft noch auf eine Welt verweist, in der wir alle gemeinsam leben und leiden.

 

Wenn sich erst die personalisierten Nachrichten durchsetzen, die sich jeder nach seinen persönlichen Wünschen zusammenstellen lassen kann, wird auch das Gemeinschaftsritual der täglichen Nachrichten der Vergangenheit angehören und jeder wird mit seinen eigenen Problemen vor seinem eigenen Computer sitzen, allein. Die Kommune der Wahrheit hat trotz intensivem Bemühens in Wien keine Alternative zu dieser Entwicklung gefunden, außer der Alternativlosigkeit selbst. „There is no alternative but no alternative“. Wenn man das erstmal begriffen hat, wird alles anders. Dies ist das Paradox, das einen dazu bringt, nur noch das Spiel für real zu halten und den Versuch zu machen, eine Welt zu schaffen und zu genießen, die weder wahr noch scheinbar ist, sondern Theater.

 

Die Schauspieler der Kommune, Franziska Hartmann, Daniel Lommatzsch, Barbara Nüsse, Jörg Pohl, Sebastian Rudolph und Birte Schnöink, sind bewährte Fachleute auf diesem Gebiet und lassen Nachrichten lebendig werden. Jeden Abend neu, jeden Abend anders, konstruieren sie Welten aus

unbegrenzten Möglichkeiten. Motto: „Dreams are my reality“. Ein paradoxes Traumtheater, das die

täglichen Katastrophen und Ereignisse, die Kriege, Krisen, Castingshows sowie die mediale

Vorberichterstattung über die Bundestagswahl „Merkel gegen Steinbrück“, die am 22. September

stattfinden wird (Steinbrück kommt am 1. September sogar zum Frühstück ins Thalia!) nicht aus den

Augen verliert.

 

Ein Theater am Ende der Welt, wie wir sie kennen. Vom 13.-17. September findet sich Stemanns Kommune einmalig im Großen Haus des Thalia Theaters zur zweiten Staffel dieser Abschaffung der Wirklichkeit zusammen.

 

Regie Nicolas Stemann

Bühne Anika Marquardt, Lani Tran-Duc

Kostüme Marysol del Castillo

Musik Thomas Kürstner, Sebastian Vogel

Korrepetition Burkhard Niggemeier

Video Claudia Lehmann

Dramaturgie Carl Hegemann

 

Ensemble Franziska Hartmann, Daniel Lommatzsch, Barbara Nüsse, Jörg Pohl, Sebastian Rudolph, Birte

Schnöink

 

Koproduktion mit den Wiener Festwochen

Eintritt Premiere 66 bis 27 Euro / ermäßigt 12 Euro

Eintritt Vorstellungen 48 bis 13 Euro / ermäßigt 9 Euro

Eintritt Voraufführung 35 bis 13 Euro / ermäßigt 7 Euro

Karten 040.32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 15 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑