Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: KAFKA AMERIKA, Dramatisches Ballett von Jochen Ulrich, Landestheater LinzUraufführung: KAFKA AMERIKA, Dramatisches Ballett von Jochen Ulrich,...Uraufführung: KAFKA ...

Uraufführung: KAFKA AMERIKA, Dramatisches Ballett von Jochen Ulrich, Landestheater Linz

Nach dem Romanfragment Der Verschollene von Franz Kafka

Premiere 10. Oktober 2009 um 19.30 Uhr im Großen Haus

 

Zwischen Ende 1911 und August 1912 schrieb Kafka eine erste Fassung des Romans Der Verschollene, die unvollendet blieb und mit der er so unzufrieden war, dass er sie vollständig verwarf.

 

 

 

Das Manuskript ist nicht erhalten, vermutlich hat Kafka es vernichtet.

Am 25. September 1912 begann er von vorne. Nur zwei Tage zuvor war es ihm zum ersten Mal gelungen, eine Erzählung (Das Urteil) in einer einzigen nächtlichen Sitzung zu Papier zu bringen. Kafka geriet in einen produktiven Rausch, der etwa vier Monate anhielt: Trotz seiner beruflichen Verpflichtungen und trotz der exzessiven Korrespondenz mit Felice Bauer (mit bis zu drei Briefen täglich) arbeitete er fast jede Nacht und vollendete sieben Kapitel des Verschollenen. Unterbrochen wurde diese Arbeit nur durch Die Verwandlung, die er ebenfalls in zügigem Tempo vollendete.

 

Obwohl Kafka die letzten Kapitel des Verschollenen wahrscheinlich klar vor Augen standen, gelang es ihm ab Ende Januar 1913 nicht mehr, die erforderliche Konzentration aufrecht zu erhalten. Erst im Herbst 1914 nahm er das Manuskript noch einmal vor und verfasste das Kapitel über ›Das Naturtheater von Oklahoma‹. Danach machte er keine weiteren Anstrengungen mehr, den Roman zu vollenden.

 

Jochen Ulrich zu seiner Choreografie:

Begonnen hat alles damit, dass ich vor drei Jahren Federico Garcia Lorcas Spaziergang des Buster Keaton als Ballettabend auf die Bühne gebracht habe. In dem Zusammenhang bin ich auf Kafkas Roman Der Verschollene gestoßen, und mir ist beim Lesen aufgefallen, dass die Hauptfigur des Karl Roßmann eigentlich eine Art Buster Keaton ist, ein Junge, der durch Amerika geht, dem alles mögliche zustößt, und der einfach immer weiter geht, den nichts aufhält, den aber auch nichts wirklich zerstört. Und dann stand am Anfang meiner Arbeit hier in Linz das Vorhaben, vor allem neue Stücke zu machen. Stücke, die heute entstehen, mit heutigen Künstlern, die mit unserer Zeit zu tun haben. Mit dieser Idee bin ich zu Dennis Russell Davies gegangen und habe ihn gefragt, welcher Komponist für diese Unternehmung denn am besten geeignet wäre. Wir waren uns sofort einig, dass das nur Kurt Schwertsik sein könnte. Mit ihm hatte ich schon in den 70er Jahren in Köln mein erstes abendfüllendes Ballett gemacht – Walzerträume, ein Abend über Vater und Sohn Johann Strauß. Ich finde, er hat den richtigen Geist für Kafka, er hat die Erfahrung, den Witz, den wirklich tiefen Lebensnerv – und er besitzt auch dieses tiefe Verständnis für innere Bewegung – das was wir auf die Bühne bringen, sind ja innere Bilder. Ich habe ihm dann ein Libretto geschrieben, und er hat die Musik dazu gefunden. In der Zwischenzeit haben wir wenig miteinander geredet, und als die Musik dann da war, habe ich eigentlich alles wiedergefunden, was ich mir gedacht hatte, und darüber hinaus sind noch viel mehr Dinge und Möglichkeiten darin. Für mich ist es jetzt wie eine Offenbarung.

 

Musik von Kurt Schwertsik

– Für Bariton und Orchester –

Lied-Texte: Kurt Schwertsik

 

Musikalische Leitung Dennis Russell Davies/Ingo Ingensand

Choreografie und Inszenierung Jochen Ulrich

Bühne und Licht Simon Corder

Kostüme Bjanka Ursulov

Choreografie Assistenz Kathleen Rylands

Dramaturgie Sarah Schäfer, Julia Zirkler

 

Besetzung

 

Karl Roßmann Jonatan Salgado Romero

Karls innere Stimme Martin Achrainer

 

 

Ein Slowake / Ein alter Diener /

Ein Liftboy / Ein Polizist Daniel Morales Pérez

 

Ein Heizer / Robinson Martin Vraný

 

Schubal, der Obermaschinist /

Delamarche Ziga Jereb

 

Senator Jakob, Karls Onkel Fabrice Jucquois

 

Johanna Brummer,

das Dienstmädchen / Eine Fotografin Clara Pascual Martí

 

Der Kapitän / Pollunder,

Geschäftsfreund des Onkels /

Ein Liftboy Wallace Jones

 

Green, Geschäftsfreund des Onkels /

Der Hoteldirektor Alexander Novikov

 

Ein Küchenmädchen /

Fanny, eine Freundin Ilja van den Bosch

 

Ein Küchenmädchen /

Klara, Pollunders Tochter Katharina Neuweg

 

Ein Küchenmädchen / Eine Fotografin Paula Santos

 

Ein Küchenmädchen /

Therese, die Hotelsekretärin Anna Štěrbová

 

Ein Küchenjunge / Ein Diener /

Ein Liftboy Gabriel Wanka

 

Mack, Karls Trainer Matej Pajgert

 

Eine Journalistin / Karls Mutter /

Eine vornehme Dame Lucia Patoprstá

 

Die Klavierlehrerin Maki Namekawa

 

Ein Diener / Ein Liftboy Amadeus Berauer

 

Die Oberköchin Irene Bauer

 

Thereses Mutter / Ein Dompteur

im Naturtheater von Oklahoma Sarah Deltenre

 

Brunelda,

eine ehemalige Opernsängerin Darie Cardyn

 

Schiffspassagiere / Schiffspersonal /

Hafenpolizei / Hotelpersonal /

Hotelgäste Ensemble

 

Schiffspassagiere / Schiffspersonal /

Karls Vater / Hotelgäste /

Arbeitssuchende im

Naturtheater von Oklahoma Bewegungsensemble Landestheater Linz

 

Bruckner Orchester Linz

 

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 22 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

DER TANZ ALS MYSTERIENSPIEL -- "Ich bin nur anders oder Primzahlen sind wie das Leben" als Tanztheater von Katja Erdmann-Rajski im Treffpunkt Rotebühlplatz/STUTTGART

Katja Erdmann-Rajski hat sich bei ihrem neuen Tanztheater-Projekt von Mark Haddons Roman "Supergute Tage" inspirieren lassen. Hier steht der Protagonist Christopher im Mittelpunkt des Geschehens. Er…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINGREIFEN DES ÜBERMÄCHTIGEN -- Salzburger Festspiele - Live-Stream von BR-Klassik mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Sir Simon Rattle

Paul Bekker bezeichnete Mahlers sechste Sinfonie in a-Moll "als Kampf des Wollenden gegen das Starre, das Niederzwingende, das Stumpfe". Im reichen Schlagzeug fallen Herdenglocken auf. Laut Bekker…

Von: ALEXANDER WALTHER

ERFRISCHENDER OPTIMISMUS - Heidelberger Sinfoniker mit Sinfonien von Joseph Haydn

Pünktlich zu den Festivitäten rund um das 30jährige Bestehen der Heidelberger Sinfoniker erscheint diese Box mit 4 CDs beim Label Hänssler Classic. Der Dirigent Johannes Klumpp meint, dass der…

Von: ALEXANDER WALTHER

BEMERKENSWERTE RARITÄTEN -- Bruckner- und Klose-Streichquartette mit dem Quatuor Diotima bei Pentatone

Eine Rarität im Konzertsaal ist Anton Bruckners Streichquartett in c-Moll WAB 111, das im Jahre 1862 entstand. Hier werden unterschiedliche satztechnische Formen erprobt, was das gut aufeinander…

Von: ALEXANDER WALTHER

LEIDENSCHAFTLICHES KLANGBILD -- Neue CD: Gropius Quartett mit Werken von Mendelssohn, Albrecht und Dvorak bei hänssler classic

Das 2018 gegründete Gropius Quartett hat beim Label Hänssler Classic eine neue Aufnahme mit Kammermusik von Felix Mendelssohn Bartholdy, George Alexander Albrecht und Antonin Dvorak veröffentlicht.…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑