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URAUFFÜHRUNG: "Johnny Breitwieser. Eine Verbrecher-Ballade aus Wien" von Thomas Arzt und Jherek Bischoff (Komposition) im Schauspielhaus Wien URAUFFÜHRUNG: "Johnny Breitwieser. Eine Verbrecher-Ballade aus Wien" von...URAUFFÜHRUNG: "Johnny...

URAUFFÜHRUNG: "Johnny Breitwieser. Eine Verbrecher-Ballade aus Wien" von Thomas Arzt und Jherek Bischoff (Komposition) im Schauspielhaus Wien

Premiere: 28. November 2014. -----

Johnny Breitwieser liegt eine reale Biografie zugrunde: 1891 wird Johann Breitwieser in der Wiener Vorstadt in miserable Verhältnisse geboren; früh wird der Kleinkriminelle zum „Meidlinger Einbrecherkönig“, der den Reichen nimmt und den Armen gibt.

Gefürchtet von Legislative und Exekutive, gelingt es ihm stets scheinbar mühelos, aus polizeilichem Gewahrsam zu entkommen und erfolgreichn aus dem Untergrund zu operieren. Breitwieser inszeniert sich als Kunstfigur, arbeitet konsequent an der Ikonografie seiner Person: Revolutionär, Anarchist, Robin Hood des Proletariats, Gangsterboss, Dandy und zuletzt Bourgeois. Sein kurzes, wildes Leben zeigt ihn als Rebellierenden gegen die Verelendung im Wien des Ersten Weltkriegs. Er ist ein Getriebener, haltlos, gefährlich, unberechenbar. Auch in Freiheit (er-)kennt er keine Freiheit. 1919 wird er auf der Flucht erschossen und von den Volksmengen zum Märtyrer erkoren.

 

Dass seinem Aufstieg von Anfang an der Absturz eingeschrieben ist, scheint Teil eines fatalen Gefüges, das den Untergang immer schon bedingt. Breitwiesers (Selbst-)Inszenierung evoziert reiche Phantasien in armen Zeiten: Er wird zur Projektionsfläche. Thomas Arzt übersetzt die rasante Verbrechervita in eine knappe, bisweilen in Kunstdialekt gehaltene Abfolge von Bildern: eine für die Bühne konzipierte Ballade, die in der schaurig-schönen Musik des jungen US-Pop-Komponisten Jherek Bischoff – mit Streichquartett und Percussion als Live-Elementen – ihre Formvollendung findet.

 

Thomas Arzt

geboren 1983 in Schlierbach. Sein erstes Theaterstück Grillenparz entstand 2007/08 im Rahmen des

Autorenprojekts stück/für/stück am Schauspielhaus Wien, wo es mit dem von der Literar-Mechana

gestifteten Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet und 2011 von Nora Schlocker uraufgeführt wurde.

Am Schauspielhaus Wien war er zudem in der Spielzeit 2010/11 Hausautor, 2011/12 Autor der Serie Schubert – Eine Winterwanderung und verfasste 2012/13 die Bearbeitung des I. Tages von Paul Claudels Der Seidene Schuh oder Das Schlimmste trifft nicht immer zu mit dem Titel Die Glückspilger.

Weitere Stücke: u.a. Alpenvorland (UA 2013, Landestheater Linz, ausgezeichnet mit dem Autorenpreis

des 29. Heidelberger Stückemarkts) und In den Westen (UA 2013, Nationaltheater Mannheim).

Zahlreiche Stipendien, u.a. Dramatikerstipendium der Stadt Wien, Thomas-Bernhard-Stipendium des

Landestheaters Linz.

 

Jherek Bischoff

geboren 1979 in Sacramento. Lebt in Seattle und ist zu gleichen Teilen Komponist, Songschreiber und

Produzent. Der New Musical Express bezeichnete ihn als „Missing Link zwischen der düsteren Stimme

von Ennio Morricone und der Unvorhersehbarkeit von John Cale“. Spielte in zahlreichen Bands und

Musikformationen wie den Parenthetical Girls, Xiu Xiu, The Degenerate Art Ensemble, The Dead Science, Amanda Palmer sowie dem Wordless Music Orchestra. Für sein Album Composed (2012)

arbeitete er mit u.a. mit den GastmusikerInnen David Byrne (Talking Heads), Nels Cline (Wilco), Mirah

Zeitlyn und dem brasilianischen Sänger, Komponisten und Liedermacher Caetano Veloso. Im März

2014 debütierte er im Rahmen des Jubiläumsabends Kronos Quartet and Friends an der New Yorker

Carnegie Hall.

 

Alexander Charim

geboren 1981 in Wien. Studium der Germanistik und Geschichte an der Universität Wien sowie Regie

an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Berlin. Inszenierungen: u.a. am Badischen

Staatstheater Karlsruhe, der Oper Frankfurt, der Deutschen Oper Berlin und der staatsoper hannover.

Am Schauspielhaus Wien inszenierte er je eine Folge der Serien Die Strudlhofstiege (2008) und Kreisky

– wer sonst? (2011) sowie Die Mountainbiker von Volker Schmidt (ÖEA 2008)

 

Regie: Alexander Charim

Bühne / Kostüme: Ivan Bazak

 

Mit

Martin Vischer Johnny, ein König

Thiemo Strutzenberger Carl, sein Bruder

Franziska Hackl Anne, seine Geliebte

Gideon Maoz Wenzl, sein Verräter

Nicola Kirsch Luise, sein Engel

Florian von Manteuffel Schödl, sein Mörder

Katja Jung Greta, sein Tod

und Ensemble Lux (Louise Chisson, Mara Kronick, Nora Romanoff-Schwarzberg, Thomas Wally)

sowie Mathias Koch

 

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