«Es gab keinen Gott. Wir wurden im Krieg geboren, und im Krieg würden wir
sterben», sagt Krachts Hauptfigur. Er ist ein afrikanischer Kommissär, Söldner in der Schweiz; die Grundsätze einer uns noch entfernt vertraut klingenden helvetischen Moral hat er im kolonialisierten Heimatland von der Pike auf gelernt, verinnerlicht. In dieser kruden kriegsversehrten Schweiz, in die er geschickt wird, stösst er nur noch auf Reste davon. Abgewrackte Slogans von Gleichheit und Brüderlichkeit. Dem afrikanischen Söldner sind sie geläufiger als den schlichten eingeborenen Soldaten, die nach nichts mehr suchen hinter dem Krieg, weil sie Frieden nicht einmal mehr denken können.
Bis hinein ins Schweizer Herz der Finsternis, ins unterirdische Tunnelsystem des Réduits, verfolgt der afrikanische Kommissär gemäss einem rätselhaften Auftrag einen noch rätselhafteren Spion Brazhinsky. Und noch merkwürdiger als draussen geht es unter den Alpen zu: Dort hat sich etwas verselbständigt – der Gang ins Réduit gleicht einem Drogentrip. Doch dann wird Krachts Protagonist aus dem Schweizer Boden wieder ausgespuckt und es zieht ihn mit Teufelsgewalt zurück auf seinen Kontinent. Und indem er die Schuhe abstreift, ist er schon beinahe dort. In Afrika. Vielleicht findet er da die verlorene Schweiz.
Christian Kracht, berühmt geworden mit seinem Roman «Faserland», ist in der
Schweiz geboren und in den USA, in Kanada und in Südfrankreich aufgewachsen, heute lebt er in Buenos Aires. Sein Roman «1979» wurde mit grossem Erfolg am Schauspielhaus Bochum für das Theater adaptiert und vom Schauspielhaus Zürich übernommen.
Regie: Corinna von Rad
Bühne: Ralf Käselau
Kostüme: Sabine Blickenstorfer
Musik: Philipp Haagen, Rainer Süssmilch
Dramaturgie: Julie Paucker
Mit: Andrea Bettini, Philipp Haagen, Martin Hug, Isabelle Menke, Nick Monu,
Jörg Schröder, Rainer Süssmilch