Doch sein Interesse für die Bewohner und ihre Gewohnheiten hat Folgen: er ist allgegenwärtig und beginnt die Spielregeln neu aufzustellen. Bis hin zum geänderten Mietvertrag, der die Mitbewohner um ihre Rechte bringt und den analogen Bruder langsam zum Übervater werden lässt – nicht einmal mehr intim werden kann man, ohne dass der impertinent neugierige Kater es mitkriegt. Vielleicht wollen zur Abwechslung doch alle wieder etwas verbergen dürfen?
So absurd-amüsant diese collagehaften Episoden zwischen Hilflosigkeit und Hysterie aus dem Innenleben einer Wohngemeinschaft erscheinen, so beängstigend wirklich sind sie. Diese Szenen einer Gemeinschaft, die sich in Abhängigkeit zum großen analogen Bruder begibt, diesem fleischgewordenen Big Data, erzählen von uns heute, von unseren Spuren, die wir in World Wide Web hinterlassen. Sie werden Felicia Zeller zur Piste, um von Konsum, von bereitwillig akzeptierter „Alltagsspionage“, von Zwang und Entmündigung durch Algorithmen und weiteren durchleuchtenden Eingriffen des Digitalen ins analoge Dasein zu erzählen.
Das Auftragsstück hatte im November am Saarländischen Staatstheater in der Regie von Marie Bues Premiere. Felicia Zeller ist eine der meist gespielten deutschsprachigen Gegenwartsdramatikerinnen. In Stuttgart geboren und aufgewachsen studierte sie an der Filmakademie in Ludwigsburg und war am TheaterRampe 1999/2000 Hausautorin. Zuletzt inszenierte Marie Bues 2014 an der Rampe ihr Stück X-FREUNDE.
Koproduktion von Theater Rampe und Saarländisches Staatstheater
Mit
Barbara Behrendt
Cino Djavid
Niko Eleftheriadis
Yevgenia Korolov
Regie Marie Bues
Ausstattung Indra Nauck
Dramaturgie Bettina Schuster-Gäb