„Es gibt ihn in fast jedem Film. Es ist der Falke aus dem ‚Malteser Falken‘, es ist der Tesserakt aus den ‚Avengers‘. Es ist immer das Ding, um das die Schauspieler auf der Leinwand besorgt sind, aber um das sich das Publikum wenig schert. Alfred Hitchcock hat ihm den Namen gegeben. Es ist ein Gegenstand, der seine Prominenz also seiner Bedeutungslosigkeit verdankt. Der MacGuffin wird gegen Ende des Films auch für die handelnden Personen ziemlich irrelevant. Und das würde ich gerne verhindern. Ich bin schliesslich ... also mein Name ist MacGuffin.“
René Pollesch
Die Stücke von René Pollesch sind avantgardistische Komödien, die er speziell für das jeweilige Ensemble entwickelt. Das Spiel mit schnellen Rollenwechseln, Verwechslungen und ständigen Sprüngen zwischen vor und hinter der Bühne und Polleschs eigentümlicher Sprachwitz sind typisch dafür. Verwoben mit Zitaten aus Slapstick, Revue und Filmklassikern untersuchen die Inszenierungen – obgleich hochkomisch – soziologisch wie philosophisch konkrete Phänomene aus Bereichen wie Liebe, Alltag und Arbeit in Zeiten des Kapitalismus. Die Gedanken von Robert Pfaller, Slavoj Žižek oder Diedrich Diederichsen finden in Polleschs rasant-assoziativem Stil Widerklang, aber auch Psychoanalyse und Filmtheorie prägen seine Theatertexte. Ein Geldkoffer, ein hochbrisantes Regierungsgeheimnis oder ein rätselhafter, namenloser Gegenstand, sie alle könnten der perfekte MacGuffin sein. Er ist einer der berühmtesten Kniffe in Krimi-Plots, bekannt geworden durch die Filme von Alfred Hitchcock. Es handelt sich um ein dramaturgisches Ablenkungsmanöver. Ein anfänglich handlungstreibendes Element verliert im Verlauf der Geschichte seine Bedeutung und macht Platz für das „Eigentliche“.
René Pollesch, 1962 in Friedberg/Hessen geboren, arbeitete nach seinem Studium der Angewandten Theaterwissenschaft in Giessen mit einem eigenen Ensemble. In der Spielzeit 1999/2000 war Pollesch Hausautor am Luzerner Theater, ab Herbst 2000 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg. Von 2001 bis 2007 war er künstlerischer Leiter des Praters der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin. Als Regisseur seiner eigenen Stücke arbeitet er u.a. an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, an den Münchner Kammerspielen, am Burgtheater Wien, am Deutschen Schauspielhaus Hamburg und am Schauspielhaus Zürich. Pollesch hat mit seinen Texten und Inszenierungen eine eigene Theatersprache geschaffen, für die er mehrfach ausgezeichnet wurde, u.a. als „Dramatiker des Jahres“ (2002 für seine erste „Prater-Trilogie“), mit dem Mülheimer Dramatikerpreis (2001 für „www-slums“ und 2006 für „Cappuccetto Rosso“) und dem Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis (2012). Seine Inszenierungen wurden mehrfach zum Berliner Theatertreffen eingeladen.
Am Schauspielhaus Zürich waren von René Pollesch zuletzt „Herein! Herein! Ich atme euch ein!“, „Love/No Love“, „Bühne frei für Mick Levčik!“ und „High (du weisst wovon)“ zu sehen.
„Hello, Mister MacGuffin!“ ist die mittlerweile achte Arbeit von René Pollesch am Schauspielhaus Zürich, für die er nun zum ersten Mal mit der in Zürich bestens bekannten Bühnenbildnerin Anna Viebrock zusammenarbeitet. Ab dem 3. März kehrt Pollesch damit zurück in die Box, wo 2012 „Macht es für euch!“ und 2015 „Love/No Love“ zu sehen waren.
Regie René Pollesch
Bühne und Kostüme Anna Viebrock
Licht Christoph Kunz
Dramaturgie Karolin Trachte
Mit:
Sophie Rois
Hilke Altefrohne
Marie Rosa Tietjen
Jirka Zett
Inga Busch
Weitere Vorstellungen im Schiffbau/Box
6./ 7./ 12./ 14./ 16. März, jeweils 20.15 Uhr
11. März, 19.15 Uhr
Weitere Vorstellungen im April und Mai sind in Planung.