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LENZ nach der Erzählung von Georg Büchner im Schauspielhaus Zürich

Premiere: Samstag, 15.9.2018, 20:15 Uhr, Schiffbau/Bo

Georg Büchners Erzählung beginnt mit der Wanderung eines jungen Mannes durchs Gebirge. Die Natur empfindet er als abweisend und unwirklich. Die karge Gebirgslandschaft spiegelt sein Innenleben, seinen inneren Zustand wider. Der Nebel, die Kälte und Nässe greifen ihn an. Raum und Zeit beginnen sich aufzulösen zwischen Traum und Wachen. Eine grosse Angst besetzt ihn, der Wahnsinn ist ihm dicht auf den Fersen. Endlich erreicht er das Dorf, wo ihn der Pfarrer Oberlin und seine Familie herzlich empfangen.

 

 

 

 

Für kurze Zeit kann er Ruhe finden und beginnt von seinem Zuhause zu erzählen. Doch später allein in seinem Zimmer kehren die Angst und auch der Wahn zurück. Immer wieder gelingt es dem Pfarrer, den Aufgewühlten und Getriebenen durch Gespräche zu beruhigen. Aber sobald er mit sich allein ist, verfinstert sich sein Gemüt, Verlorenheit und Leere machen sich breit, eine fremde Macht ergreift ihn. Der Riss durch die Welt lässt sich nicht aufhalten.

Die posthum erschienene und als Fragment erhaltene Erzählung „Lenz“ geht auf einen Bericht des Sozialreformers und Pfarrers Johann Friedrich Oberlin zurück, bei dem der Sturm-und-Drang-Schriftsteller Jakob Michael Reinhold Lenz vom 20. Januar bis 8. Februar 1778 gewohnt hatte, bis der Pfarrer ihn schliesslich aufgrund der Verschlechterung
seines psychischen Zustands nach Strassburg bringen musste. Büchner selbst hat die moderne Erzählung von einem in sich zerfallenden Menschen auf der Flucht geschrieben. Nachdem die Hoffnung auf eine Revolution in Deutschland zerschlagen war, floh Büchner am 9. März 1835 nach Strassburg, am 13. Juni wurde der Steckbrief gegen ihn herausge-´ geben: Gesucht wurde wegen seiner „Teilnahme an staats-verräterischen Handlungen“ ein 21-jähriger Student der Medizin, blond und mit „sehr gewölbter Stirn“. Grund war die Abfassung eines Flugblatts, das zum gewaltsamen Aufstand in Hessen aufrief, und Georg Büchners Zugehörig-keit zu einer kriminellen Vereinigung namens „Gesellschaft für Men-schenrechte“.

Werner Düggelin, geboren 1929 im schwyzerischen Siebnen, war einer der ersten Theatermacher, der den Stücken von Samuel Beckett, Albert Camus oder Eugène Ionesco im deutschsprachigen Raum zu Bekanntheit verhalf. Von 1968 bis 1975 war er Künstlerischer Direktor des Theater Basel, seitdem arbeitet er als freier Regisseur. Mit dem Schauspielhaus Zü-rich verbindet ihn eine lange Geschichte, „Lenz“ ist seine mittlerwei-le 53. Inszenierung am Hause. Zuletzt waren von ihm „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett und „Texte von Jacques Brel“ im Schiffbau zu sehen.

Regie Werner Düggelin
Bühne Raimund Bauer
Kostüme Sabrina Bosshard
Licht Markus Keusch
Dramaturgie Karolin Trachte

Mit:
Erzähler André Jung
Lenz Jan Bluthardt
Pfarrer Oberlin Jirka Zett

Weitere Vorstellungen in der Schiffbau/Box
17./19./20./26. September, jeweils 20:15 Uhr 1./2./4./10./12./16./17. Oktober, jeweils 20:15 Uhr 7./14. Oktober, jeweils um 19:15 Uhr

Bild: Georg Büchner

 

 

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