Tatjana glaubt, in ihm ihre große Liebe zu erkennen und schreibt ihm einen flammenden Brief – allen ungeschriebenen Gesetzen zum Trotz, die einer Frau damals nicht zustanden, Gefühle zu artikulieren oder gar Entscheidungen in Sachen Liebe und Ehe zu treffen. Befangen und überfordert weist Onegin Tatjana ab. Noch schlimmer kommt es, als sich Lenski und Onegin durch eine Lappalie entzweien und Onegin den Freund im Duell tötet. Entsetzt und voller Selbstverachtung flieht Onegin. Jahre vergehen, bis Onegin Tatjana wiedertrifft und begreift, dass sie die Einzige war, die sein kaltes Herz hätte heilen können. Doch dafür ist es längst zu spät …
Chefchoreograf Reiner Feistel erzählt Alexander Puschkins berühmten Versroman aus den 1820er-Jahren mit der Sprache des Balletts nach und legt sein Hauptaugenmerk auf die Entwicklung und das Innenleben des (Anti-)Helden Onegin. Klaus Hellenstein, der in der vergangenen Spielzeit bereits die „Giselle“ ausstattete, entwirft Bühnenbilder und Kostüme, die die Geschichte zugleich in die Kleiderpracht des zaristischen Russland hüllen und Räume schaffen, die der Fantasie des Zuschauers Luft zur Entfaltung lassen und zu Assoziationen anregen. In den Hauptrollen sind Milan Maláç (alternierend Emilijus Miliauskas) als Onegin, Alanna Saskia Pfeiffer (alternierend Nela Mrázová) als Tatjana und Emilijus Miliauskas (alternierend Jean-Blaise Druenne) als Lenski zu erleben.
Musikalisch haben Reiner Feistel und sein Dirigent Stefan Politzka eine Stückauswahl getroffen, die das Russische mit dem Höfischen, das Tänzerische mit dem Sehnsuchtsvollen, das Leichtfüßige mit dem Dramatische konfrontieren und zugleich verbinden. Intensive Streicherweisen von Arvo Pärt stehen Ausschnitten aus Tschaikowsky-Sinfonien und seiner Serenade gegenüber. Für einen ironischen Unterton sorgen Teile aus den Ballettsuiten von Dmitri Schostakowitsch, festlich wird es mit Aram Chatschaturjans „Maskerade“-Suite und dramatisch mit dem Kopfsatz aus Jean Sibelius‘ 4. Sinfonie. Die Robert-Schumann-Philharmonie, die alle Vorstellung live begleitet, erweist dabei nicht zuletzt Tschaikowskys berühmter gleichnamiger Oper eine augenzwinkernde Referenz, wenn sie die Polonaise daraus zitiert.
Reiner Feistel (Choreografie und Inszenierung)
wurde in Altenburg geboren und studierte an der Fachhochschule für Tanz in Leipzig. Nach dem Studienabschluss war er am Staatstheater Dresden engagiert und arbeitete mit Choreografen wie Harald Wandtke, Kurt Joos, Emöke Pösztenyi, Birgit Culberg, Johannes Bönig, José Limon, Stephan Thoss, Joseph Lazzini, John Neumeier und Uwe Scholz zusammen. 1996 gab er sein Debüt als Choreograf an der Semperoper. 1997 wurde er Ballettdirektor an den Landesbühnen Sachsen und kreierte ca. 50 Ballettabende – die meisten davon als Uraufführung. Seit Beginn der Spielzeit 2013/2014 ist er Chefchoreograf und künstlerischer Leiter des Balletts Chemnitz und hat hier bereits die Ballette „Dornröschen – Ein Traumtanz“, „Eine Weihnachtsgeschichte“, Adolphe Adams „Giselle“ und die Uraufführungen „Die Schneekönigin“ und „König Artus“ auf die Bühne gebracht.
Musik von Pjotr Tschaikowsky, Dmitri Schostakowitsch, Arvo Pärt,
Aram Chatschaturjan, Jean Sibelius und Charles Ives
Musikalische Leitung: Stefan Politzka
Choreografie und Inszenierung: Reiner Feistel
Bühne und Kostüme: Klaus Hellenstein
Mit dem Ballett Chemnitz, Robert-Schumann-Philharmonie
Onegin, Gutsnachbar Milan Maláč / Emilijus Miliauskas
Lenski, Gutsnachbar Emilijus Miliauskas / Jean-Blaise Druenne
Oberst Gremin Benjamin Kirkman / Alejandro Guindo Martín
Triquet, der Hauslehrer Leonardo Fonseca / Raul Arcangelo
Tatjana, Tochter des Gutes Alanna-Saskia Pfeiffer / Nela Mrázová
Olga, ihre Schwester Isabel Dohmhardt / Natalia Krekou
Frau in Weiß, eine Kurtisane Helena Gläser / Marta Papaccio
Ballerina Soo-Mi Oh / Molly Gardiner
Vier junge Dandy Ivan Cheranev / Alessio Ciaccio, Raul Arcangelo / Yoh Ebihara, Leonardo Fonseca / Alejandro Guindo Martín, Jean-Blaise Druenne / Benjamin Kirkman
Sekundant N.N.
St. Petersburger Gesellschaft, Landadel, Trauergäste, Ballgäste Megumi Aoyama, Anne Bario**, Molly Gardiner, Helena Gläser, Natalia Krekou / Isabel Dohmhardt, Soo-Mi Oh, Marta Papaccio, Tarah-Malaika Pfeiffer, Nela Mrázová / Alanna-Saskia Pfeiffer, Raul Arcangelo, Ivan Cheranev, Alessio Ciaccio, Yoh Ebihara, Leonardo Fonseca, Jean-Blaise Druenne / Emilijus Miliauskas, Alejandro Guindo Martín / Benjamin Kirkman, Emilijus Miliauskas / Milan Maláč, N.N.*
* Schüler der Staatlichen Ballettschule Berlin / ** Schülerin der Ballettschule Hamburg Ballett
Die nächsten Vorstellungen sind am 5. Dezember 2015 und 5. Januar 2016, je 19.30 Uhr
im Opernhaus Chemnitz.