Hat diese Stadt die frühere wirklich längst und vollständig vergessen? Was ist von ihr geblieben? Was findet sich noch von ihr? Wer erinnert sich woran? Was ist mit der Dimension des menschlichen Gedächtnisses in unserer stetig älter werdenden Gesellschaft, die immer mehr mit Problemen wie Alzheimer oder Demenz konfrontiert wird? Vergessen und Erinnern als Fluch und Segen menschlicher Existenz.
Jan Neumann geht in seiner Arbeit von Schlüsselbegriffen aus, um dann mit dem Ensemble über Improvisationen ein Stück zu entwickeln. Aus den auf Workshops und Proben gesammelten Bausteinen montiert er zuletzt ein Stück, das individuell auf den Spielort und die Mitspieler zugeschnitten ist und dennoch die Handschrift des Autors trägt.
Wenn Sie oben stehen am Rand des Kessels und hinab sehen auf das Häusermeer, merken Sie, wie viele Sie jetzt sind. Sie hören das seltsam reiche Rauschen, das sich aus den Tätigkeiten Zigtausender zusammensetzt. Später laufen Sie auf Straßen, die andere angelegt haben, über Kanäle, die den Müll aus der Stadt spülen. Zwischen Gebäuden hindurch, die in der Geschichte aller etwas bedeuten, die in Ihrer Geschichte etwas bedeuten. Abends kehren Sie in die Wohnung zurück: Sie sind auch nur einer von einigen Dutzend, die sich genau da eine Heimat einzurichten versucht haben. Die Stadt ist ein Gedächtnis. Das meiste aber haben Sie vergessen.
Jan Neumann
Regie: Jan Neumann
Bühne und Kostüme: Dorothee Curio
Musik: Thomas Osterhoff
Dramaturgie: Carmen Wolfram
Boris Burgstaller, Gabriele Hintermaier, Sebastian Röhrle, Florian Rummel, Birgit Unterweger