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Uraufführung: "Die Schutzbefohlenen" von Elfriede Jelinek, Thalia Theater Hamburg

A-Premiere am 12. September 2014 um 20 Uhr im Thalia Theater, B-Premiere am 14. September um 19 Uhr im Thalia Theater. -----

In den letzten Jahren starben an den EU Außengrenzen 20.000 Menschen. Die Katastrophe vor Lampedusa im Herbst 2013 war eine von vielen. Diejenigen, die Europa erreichen, werden unter unmenschlichen Bedingungen in Lager gesperrt, oder leben auf der Straße.

Ihnen werden die Bürgerrechte entzogen, sie dürfen nicht arbeiten, noch einen Wohnsitz haben, sie dürfen nur existieren und Jahrzehnte lang auf die Anerkennung ihrer Asylanträge warten. Die meisten von ihnen warten vergeblich und werden wieder abgeschoben in für sie lebensgefährliche Konflikte oder nicht lebbare Armut, verursacht durch europäische postkoloniale Ausbeutung. Weder die europäischen Regierungen noch ein großer Teil der europäischen Bevölkerungen wollen den Status der Komfortzone aufgeben. Diese Komfortzone besteht dank der Raubzüge in diejenigen Kontinente, aus denen die Flüchtlinge kommen und nun ihren Teil fordern. Zynisch wird ihnen real-politische Pragmatik entgegen gehalten.

 

Die Flüchtlinge aus den anderen Kontinenten der Welt haben ihre Demut abgelegt. Sie fangen an, sich zu artikulieren und politisch zu organisieren. Lampedusa Hamburg und Berlin sind Gruppen afrikanischer Flüchtlinge, die in Italien strandeten und von den dortigen Behörden in den Norden geschickt wurden. Sie werden sich mit dem Status bloßer Duldung nicht abfinden. Die Flüchtlinge sind Aktivisten geworden, die sich in Demonstrationen, Presse Konferenzen, Kirchenbesetzungen und anderen Aktionen artikulieren.

 

Die spektakuläre Besetzung der Wiener Votivkirche durch pakistanische Flüchtlinge war der unmittelbare Anlass für Elfriede Jelineks neuen Theatertext „Die Schutzbefohlenen“. Gewidmet ist er all jenen, die an Europa scheitern. Die Autorin leiht den Flüchtlingen ihre Stimme und lässt sie die Menschenwürde einfordern, die Europa als seine Erfindung so gerne für sich reklamiert.

 

Nicolas Stemanns Inszenierung dieses Textes aktiviert alle unlösbaren Fragen, die ein stellvertretendes

Sprechen für Flüchtlinge durch europäische Schauspieler aufwirft. Es spielen Thalia-Schauspieler, Gäste

und ein Flüchtlingschor. Bei einem Gastspiel in Amsterdam stand ein Aktivistenchor auf der Bühne.

Premiere hatte die Inszenierung im Juni beim Festival Theater der Welt.

 

Eine öffentliche Lesung des Textes haben Schauspieler des Thalia Theaters im Herbst vorigen Jahres in

der St. Pauli Kirche anlässlich des Kirchenasyls für afrikanische Flüchtlinge der Gruppe Lampedusa

veranstaltet.

 

Regie&Bühne Nicolas Stemann

Bühnenbildmitarbeit Anja Hertkorn

Kostüme Katrin Wolfermann

Musik Daniel Regenberg/Nicolas Stemann

Video Claudia Lehmann

Dramaturgie Stefanie Carp

 

Ensemble

Ernest Allan Hausmann, Felix Knopp, Daniel Lommatzsch, Barbara Nüsse, Sebastian Rudolph

sowie Thelma Buabeng, Isaac Lokolong, Dennis Roberts und der Chor der Flüchtigen, Live-Musik Daniel

Regenberg

 

Weitere Vorstellung am 16. September um 20 Uhr

Karten 040. 32 81 44 44 / www.thalia-theater.de

 

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