Homers Erzählung von den Irrfahrten des Odysseus ist genuiner Bestandteil des literarischen Weltkulturerbes. Doch auch die so genannte „Telemachie“ ist Bestandteil des Epos, die Schilderung der unhaltbaren Zustände am Hofe des Odysseus, an dem nach fast 20 Jahren Abwesenheit des Hausherren rüpelnde, um die Gunst der einsamen Königin buhlende Freier das Ruder an sich gerissen haben und Penelope immer mehr bedrängen; der vergebliche Widerstand des fast erwachsenden Telemach gegen die anmaßenden Gäste, der sich schließlich aus Verzweiflung selbst auf die Suche nach seinem Vater macht, bis er schließlich doch erst in Ithaka im Zuge eines tränenreichen Wiedersehens auf ihn trifft, bevor sie dann gemeinsam die Freier niedermetzeln.
Und das war’s? Jahrzehntelange Trennung, der Sohn hat den Vater nie bewusst gesehen, hat immer nur von den oft blutrünstigen Heldentaten seines Vaters gehört, sonst nichts, kein Bote, keine Flaschenpost, nichts, und dann fallen sich beide heulend in die Arme und gut ist’s?!
Autor Marc Pommerening hat da so seine Zweifel: Für ihn ist Telemach ein junger Mann, der versucht, seinen eigenen Weg zu finden, fernab der allgemeinen Heldenverehrung des Übervaters und der fürsorgenden Umklammerung durch die Mutter. Und für den sich am Ende zeigt, dass Mannwerdung nicht unbedingt etwas mit Männlichkeit zu tun hat.
Marc Pommerening, geboren 1970 in Flensburg, studierte von 1994-2000 Regie an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Seitdem arbeitet er als freier Autor (Die Nibelungen, Johnnys Jihad, Gottes Guerilla u. a.) und Regisseur. Er führte mehrfach am Theater Erlangen Regie, zuletzt inszenierte er dort Bernhard Vespers Die Reise. Marc Pommerening und
Christian von Treskow verbindet eine langjährige Arbeitsbeziehung, so inszenierte Christian von Treskow bereits im Jahr 2000 Marc Pommerenings Robin Hood und 2003 Die Meuterer von der Bounty am Theater der Jugend in Wien.
Inszenierung: Christian von Treskow
Bühne: Jürgen Lier
Kostüme: Kristina Böcher
Musik: Sebastian Weber
Dramaturgie: Oliver Held
Mit: Sophie Basse, Thomas Braus, Daniel Breitfelder, Holger Kraft, Maresa Lühle, Marco Wohlwend, N.N.
Weitere Vorstellungen sind am: 22.11.2009 sowie am 5. / 13. / 17. / 18. / 23. / 25. und 30. Dezember 2009 im Opernhaus