1. Contredanse
Stücke aus "Zaïs", "Castor et Pollux", "Les Boréades"*, "Hippolyte et Aricie", "Les Indes Galantes", "Platée" sowie "La Poule" (Concert Nr. 6) von Jean-Philippe Rameau
Choreographie Philipp Egli
Bühne Florian Etti
Kostüme Sabine Schnetz
Das galante Frankreich, sein Charme, sein Brio, seine Eleganz, aber auch pralle Sinnlichkeit und Körperlichkeit - das alles lebt noch heute in der Musik des französischen Barockmeisters Jean-Philippe Rameau. Für jede Stimmungslage fand er stets einen äußerst sprechenden Ausdruck, mal von tiefer Empfindung wie in der großen Trauermusik aus "Castor et Pollux", mal witzig-lautmalerisch im Gegacker des Konzertstücks "La Poule" ("Die Henne"). Abgezirkelte höfische Formen stehen neben groß angelegten, mehrteiligen Szenen, exzessive Tanzmusiken neben weit ausgreifenden Naturschilderungen wie die hinreißende Sturmmusik aus "Platée".
Aus den Energien heraus, die die Musik Rameaus liefert, hat der Schweizer Choreograph Philipp Egli - nach der erfolgreichen Uraufführung von "Space.Distance.Measure" im März 2007 im Großen Haus - nun mit "Contredanse" ein neues Tanzstück für ballettmainz geschaffen. Auf der fragilen Grenze zwischen spielerischer Leichtigkeit und Empfindungstiefe erscheint auch die formale und emotionale Strenge höfischer Tänze in eine zeitgenössische Tanzsprache transformiert - auf "high heels", voller erotischer Spannung, Coolness und Humor.
Philipp Egli ist seit 2001 Leiter der Tanzkompanie des Theaters St. Gallen und war zuvor u. a. als Tänzer und "artiste chorégraphique" bei ROSAS (Anne Teresa De Keersmaeker) in Brüssel engagiert.
(*Les Boréades:, posthumes Werk von Jean-Philippe Rameau, 1764. Herkunft: Bibliothèque Nationale de France, Paris. Manuskript Rés. Vmb Ms4 Copyright: 1982, 1998 und 2001 Alain Villain, Editions STIL, Paris)
2.Jardin aux Lilas
„Poème“ für Violine und Orchester op. 25 von Ernest Chausson
Choreographie Antony Tudor
Bühne und Kostüme Thomas Ziegler
Einstudierung Donald Mahler
Mit "Jardin aux Lilas" steht erstmals ein Werk des britischen Ausnahmechoreographen Antony Tudor, der 2008 seinen 100. Geburtstag gefeiert hätte, auf dem Mainzer Spielplan. Die 1936 entstandene Choreographie - eine Art "Psychologisches Ballett" - ist ein sanfter, traumverlorener Reigen um die romantischen Liebesgefühle junger Menschen. Anders als sein Zeitgenosse Balanchine war Tudor nicht auf der Suche nach abstrakten Tanzfiguren, sondern beschäftigte sich intensiv mit der Entwicklung einer ganz eigenen, neuartigen Gestik, die gleichsam unbewusst und reflexartig eingesetzt wird, und hinter der sich stets die Suche nach Wahrhaftigkeit verbirgt. "Jede Pose, jede Geste ist mit äußerster Expressivität gefüllt, ohne dass dabei die klassische Linie verloren ginge. In der Versöhnung von Form und Ausdruck hat es Tudor in seinen besten Stücken zu unübertrefflicher Meisterschaft gebracht" (Jochen Schmidt).
3. Reformationssymphonie
Uraufführung
Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 („Reformationssymphonie") von Felix Mendelssohn Bartholdy
Choreographie Martin Schläpfer
Kostüme Marie-Thérèse Jossen
Hat Martin Schläpfer die Möglichkeit, mit einem Live-Orchester zusammenzuarbeiten, so reizt ihn immer wieder die Auseinandersetzung mit großen Werken der sinfonischen Literatur. Als "hochintelligente Musik eines jungen Menschen - überraschend in ihrer Tiefe, ihrer Schönheit und kompositorischen Vielfalt -, die nur vermeintlich wie ‚zusammengewürfelt' erscheint", beschrieb er Felix Mendelssohn Bartholdys 5. Sinfonie, die im Winter 1829/30 zwischen einer Schottland- und einer Italienreise entstand und eigentlich seine "Zweite" ist. Dem erst 20-jährigen Komponisten schwebte mit der anlässlich des 300. Jahrestages der protestantischen Bekenntnisschrift "Confessio Augustana" entstandenen Komposition eine "geistliche Instrumentalmusik" vor - ein Ziel, das er mit seiner betont kontrapunktischen Satzweise, herb-altertümlichen Harmonik und Verarbeitung liturgischer Melodien, darunter der Choral "Ein' feste Burg ist unser Gott", auf eine beeindruckend zukunftsweisende Art erreichte. - Eine Sinfonie aber auch, die nicht zuletzt mit ihrem Aufbrechen traditioneller Formen und unkonventionellen Zerklüftungen Raum für den Tanz schafft.
Philharmonisches Staatsorchester Mainz
Violine Natasha Korsakova
Musikalische Leitung Catherine Rückwardt