Wem soll er glauben? Hatte Sarah wirklich eine Affäre mit Markus? Und hat Donald tatsächlich den Finger seiner Frau gegessen? Und was hat Gott mit all dem zu tun?
Nur wenige zeitgenössische Autoren sind wie Iwan Wyrypajew in der Lage, in einer Konstellation von nur drei Spielern/Figuren/Sprechern, die großen Themen des Lebens auszuagieren. Es sind Fragen der Religion, die er stellt, Fragen nach dem Wesen der Liebe, nach Begriffen wie Wahrheit und Wirklichkeit. Und Wyrypajew hat mit seinem neuen Stück eine Komödie geschrieben, in der die Figuren mit fulminanter Sprachgewandtheit einander Behauptungen um die Ohren schlagen, die durchaus einleuchtend erscheinen. Wenn diese Behauptungen sich nicht dauernd widersprechen würden. Alle haben Recht und alle haben Unrecht und alle suchen nach eindeutigen Antworten und Lösungen. Aber gibt es die? Vielleicht ist es letztendlich auch nur der Regen, der nicht enden wollende Regen, der die Gemüter verstimmt. Bei wem Markus nun am Montag war, bleibt ungeklärt. Aber existiert dieser Markus überhaupt?
Seit nunmehr fast zwei Spielzeiten läuft „Illusionen“ im Ostflügel des Schauspielhauses, das erste Stück, das der russische Autor Iwan Wyrypajew im Auftrag für die Theater Chemnitz geschrieben hat. Diese erste Zusammenarbeit erfährt mit „Wespen stechen auch im November“ eine Fortsetzung. Und erneut treibt der Autor seine Figuren in Sackgassen und Verstörungen, durch Ablenkungsmanöver, Bekenntnisse und Enthüllungen.
Aus dem Russischen von Stefan Schmidtke
Regie: Dieter Boyer
Bühne und Kostüme: Ralph Zeger
Musik: Bernhard Fleischmann
mit: Julia Berke (Helen), Michael Pempelforth (Mark), Sebastian Tessenow (Josef)
Das Regieteam
Dieter Boyer (Regie)
inszeniert seit 2008 regelmäßig am Schauspiel Chemnitz und realisierte zahlreiche Uraufführungen, u. a. das erste Auftragswerk von Iwan Wyrypajew, „Illusionen“, und die Auftragswerke der Autorin Ulrike Syha - „Privatleben“ (eingeladen zu den Mülheimer Theatertagen 2009), “Fracht“ und „Radikale“ (eingeladen zu den Autorentheatertagen am Deutschen Theater Berlin 2012). Inszenierungen wie „Wolken.Heim“ von Elfriede Jelinek oder „Sophokles: Ödipus, Tyrann“ nach Hölderlin von Heiner Müller zeigen, dass er zusammen mit seinem Team und dem Schauspielensemble nach starken inhaltlichen Zugriffen sucht, die sich in eine Auseinandersetzung mit der Gegenwart begeben und in einen Dialog mit dem Publikum.
Ralph Zeger (Bühne und Kostüme) / Bernhard Fleischmann (Musik)
Mit dem Bühnen- und Kostümbildner Ralph Zeger, der an den Staatstheatern in Stuttgart tätig war, in Karlsruhe und Mainz, am Burgtheater Wien, am Volkstheater und am Schauspielhaus in Wien, an den Schauspielhäusern in Köln, Basel, Graz und Hamburg, am Theater Oberhausen, am Aalto Theater Essen und an der koreanischen Nationaloper in Seoul, arbeitete Regisseur Dieter Boyer bereits mehrfach zusammen – ebenso wie mit dem Musiker Bernhard Fleischmann, der derzeit zu den international gefragtesten Indietronic-Musikern und -Komponisten gehört. Kongenial ergänzen sich diese Künstler in ihren konzeptionellen Suchbewegungen. Text, Körper, Raum, Spiel, Sound und Bild wachsen in ihrer gemeinsamen Arbeit zu einem Gesamtkunstwerk, das auf mehrfachen Ebenen lesbar wird.