Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
Uraufführung: Aufhören! Schluss jetzt! Lauter! 12 letzte Lieder im Deutschen Theater BerlinUraufführung: Aufhören! Schluss jetzt! Lauter! 12 letzte Lieder im Deutschen...Uraufführung: Aufhören!...

Uraufführung: Aufhören! Schluss jetzt! Lauter! 12 letzte Lieder im Deutschen Theater Berlin

von Nicolas Stemann und Ensemble

Premiere am 18. Februar 2011, 19.30 Uhr

 

Wir müssen aufhören, soviel ist klar. So kann es unmöglich weitergehen. Es wird höchste Zeit! Denn dieses Leben hier ist doch nicht "wirklich", kann nicht das Unsere sein.

Das Richtige wird immer erst folgen. Wo aber ist es zu finden? "Hier entlang, bitteschön" – das sollte mal wieder jemand verkünden. Dann könnte ja befolgt werden, dann könnte endlich wieder nicht befolgt werden. Stattdessen Rücktrittler, Rückzügler allenthalben. Bevor jemand zum Feindbild hätte werden können, schafft er sich lieber ab. Ständig wird irgendwie irgendwas verabschiedet, Moden, Standards, Epochen, Menschen, um im nächsten Augenblick wieder aufzuerstehen. Was folgt, ist der ewige Zugaben-Track, nicht verklingen wollende letzte Lieder – nicht nur das Ende der Spaßgesellschaft, auch der Ausstieg aus der Atomkraft wird seit Jahren ausführlich zelebriert. Das Tote ist mit einem "vielleicht" versehen wie das Lebendige. Alles gerinnt zur Ähnlichkeit, alles rückt ineinander.

 

Einsam, kaum erträglich, wird da jede Entscheidung, wenn die Perspektive, nach der sie getroffen wird, fehlt, bzw. zuviele da sind, bzw. nur die eine bleibt: still und einfach zu funktionieren. Und weil das alle wissen, denkt jeder nur noch an das Eine: die Verweigerung, den ganz persönlichen Ausstieg. Das "I would prefer not to". Aber was? Was würde ich denn lieber nicht? Und: Was an seiner statt? Gott sei Dank ist zumindest eines sicher: Der Kapitalismus hat nach den Erschütterungen im vergangenen Jahr nun wirklich sein allerletztes Liedlein gesungen.

 

Hören wir also gemeinsam auf. Und zwar richtig. Auch mit dem ganzen Theater! Schmeißen wir endlich hin und machen wir unser eigenes Ding. Ein Liederabend! Geredet haben die Anderen schon genug, wir singen! Zwölf letzte Lieder werden es sein – und auch mehr. So viele, wie zu einem endgültigen Aufhören eben nötig sind. Schließlich geht’s ja auch uns um Quote. In jedem Fall: Bitte, bitte, rufen Sie: Aufhören! Nein, besser: Schluss jetzt! Oder, doch: Lauter! Sonst wird das alles nicht funktionieren.

 

Regie Nicolas Stemann

Bühne Jelena Nagorni, Nicolas Stemann

Kostüme Marysol del Castillo

Musik Thomas Kürstner/Sebastian Vogel

Video Claudia Lehmann

Dramaturgie Benjamin von Blomberg

 

Es spielen:

Margit Bendokat, Andreas Döhler, Felix Goeser, Barbara Heynen, Maria Schrader; Thomas Kürstner, Rainer Piwek, Nicolas Stemann, Sebastian Vogel

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

GLUT UND FEUER -- Jubiläumskonzert 40 Jahre Kammersinfonie im Kronenzentrum BIETIGHEIM-BISSINGEN

1984 wurde dieser für die Region so bedeutende Klangkörper von Peter Wallinger gegründet. Unter der inspirierenden Leitung von Peter Wallinger (der unter anderem bei Sergiu Celibidache studierte)…

Von: ALEXANDER WALTHER

EINE FAST HYPNOTISCHE STIMMUNG -- Gastspiel "Familie" von Milo Rau mit dem NT Gent im Schauspielhaus STUTTGART

Dieses Stück erzielte bei Kritikern zum einen große Zustimmung, zum anderen schroffe Ablehnung. Vor allem die nihilistischen Tendenzen wurden getadelt. Der Schweizer Milo Rau hat hier das beklemmende…

Von: ALEXANDER WALTHER

MIT LEIDENSCHAFTLICHEM ÜBERSCHWANG -- Richard Wagners "Walküre" mit dem Rotterdam Philharmonic Orchestra konzertant im Festspielhaus/BADEN-BADEN

Wagner hatte die Komposition der "Walküre" im Sommer 1854 begonnen, noch vor der Vollendung der "Rheingold"-Partitur. Der Dirigent Yannick Nezet-Seguin begreift mit dem vorzüglich disponierten…

Von: ALEXANDER WALTHER

AUFSTAND DER UNTERDRÜCKTEN -- "Farm der Tiere von George Orwell im Schauspielhaus Stuttgart

"Kein Tier in England ist frei!" So lautet das seltsame Motto von George Orwells "Farm der Tiere", die wie "1984" auch irgendwie eine seltsame Zukunftsvision ist. Die Tiere wie Hunde, Hühner, Schafe…

Von: ALEXANDER WALTHER

VERWIRRUNG BIS ZUM SCHLUSS -- "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano im Theater Atelier Stuttgart

Eine geschickt verwobene und raffinierte Handlung präsentiert Vladislav Grakovski in seiner Inszenierung des Kriminalstücks "Es war einmal ein Mord" von Giovanni Gagliano. Spannung, Humor und…

Von: ALEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑