Hier haben sie zusammen mit ihren Freunden die Kindheit und Jugend verbracht, von der Zukunft geträumt, die immer weit weg und auf jeden Fall weit entfernt lag. In der Stadt. Dann ging jeder seiner Wege, weg aus der Heimat, das eigene Leben anpackend. Und sie haben es geschafft: Ausbildung, Studienabschluss, erster Job. Sie haben erreicht, was von ihnen erwartet wurde. Haben die Erwartungen teils sogar übertroffen. Was jetzt? Zeit für den nächsten Schritt! Also Heirat, Kinder,
Hausbau? Auf jeden Fall muss es etwas sein, das bleibt, das unverrückbar ist. Etwas, was das Leben endlich festigt und das Gefühl vertreibt, nicht genügen zu können, sich nicht bewegen zu können, nicht vorwärts zu kommen.
„Wir rutschen durchs Dasein, ganz unmerklich, mehrere Millimeter im Jahr. Auch wenn wir Stillstand fühlen, ist der Schlier unter uns in Bewegung. Es ist ein passives Vorwärtskommen, kein Handeln im eigentlichen Sinn.“ Die Freunde treffen sich an ihrem alten Platz zum Grillfest. In der Heimat glauben sie, festen Boden unter den Füßen zu haben und müssen aber erkennen, dass stattdessen der Schlier sie fest im Griff hat. Dass sich ihre Freundschaft über die Erfahrungen in der Fremde verändert hat. Dass ihnen noch nicht einmal die Vergangenheit der Heimat sicher ist. Und plötzlich reicht es nicht mehr aus, einfach den Grundriss zu verändern, die Zimmer neu zu verteilen, um der Veränderungswilligkeit Ausdruck zu verleihen. In Frage steht der Baugrund selbst.
DER ENTSTEHUNGSPROZESS DES STÜCKES
Im Mai 2011 erhielt Thomas Arzt das Thomas-Bernhard-Stipendium des Landestheaters Linz. Dieses
Stipendium ermöglicht dem Stipendiaten einen dreimonatigen Aufenthalt in Linz mit dem Angebot alle
Ressourcen des Theaters für seinen Schreibprozess zu nutzen. Im Falle von Thomas Arzt bedeutete dies, dass er im September 2011 mit einer ersten Fassung von Alpenvorland anreiste, um sie mit der
Schauspieldramaturgie zu besprechen und in einem weiteren Schritt eine erste Leseprobe mit
Schauspielern des Ensembles zu machen. Mit Gedanken, Anregungen und Fragen ging Thomas Arzt zurück an den Schreibtisch und schrieb eine nächste Fassung, die in Auszügen in der Veranstaltungsreihe Lesezeichen Ende Oktober dem Publikum präsentiert wurde. Nach Erkenntnissen der öffentlichen Lesungen in Linz und im April 2012 beim Heidelberger Stückemarkt, wo Thomas Arzt mit Alpenvorland schließlich den Autorenpreis erhielt, entstand die finale Fassung, mit der sich der Regisseur Ingo Putz nun für die Linzer Uraufführung auseinandersetzt.
DER AUTOR
THOMAS ARZT
Geboren 1983 in Schlierbach, Oberösterreich. War Gasthörer an der Filmhochschule München und
studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft sowie Germanistik, Philosophie und Psychologie an
der Universität Wien. 2008 entstand sein erstes Theaterstück Grillenparz im Rahmen des
Autorenprojekts „stück/für/stück“ am Schauspielhaus Wien. Es wurde mit dem von der Literar-Mechana
gestifteten Hans-Gratzer-Stipendium ausgezeichnet und im April 2011 am Schauspielhaus Wien uraufgeführt, wo Thomas Arzt in der Spielzeit 2010/2011 als Hausautor arbeitete. Er erhielt das Dramatikerstipendium der Stadt Wien sowie das Thomas-Bernhard-Stipendium am Landestheater Linz. Beim Heidelberger Stückemarkt 2012 wurde sein Stück Alpenvorland mit dem Autorenpreis ausgezeichnet. Im Mai 2013 wird ihm der Jürgen Bansemer & Ute Nyssen Dramatikerpreis verliehen.
INSZENIERUNG Ingo Putz
BÜHNE Stefan Brandtmayr
KOSTÜME Cornelia Kraske
DRAMATURGIE Elke Ranzinger
HANNES Björn Büchner
HEIDI Jenny Weichert
SOPHERL Katharina Wawrik
MORITZ Markus Subramaniam
VRONI Michaela Schausberger
BIMBO Manuel Klein
ALF Klaus Köhler