Franz Schuberts feinnervige Vertonungen der Gedichte Wilhelm Müllers sind Assoziationen eines Zerrissenen, der auf der Suche nach sich selbst den Nullpunkt nicht überschreitet oder überschreiten kann. Er kreist in unaufhörlichen Bildern um Hoffnung und Hoffnungslosigkeit, Vergebung und Zorn, zehrende Einsamkeit und Reste menschlicher Wärme. Damit lässt Schubert bei genauer Betrachtung den identitätssuchenden Protagonisten über die Romantik hinweg bereits in die Moderne und ihre in der nicht greifbaren Menschenmasse verlorenen Individuen vorausblicken.
Die Winterreise gehört zu den wichtigsten Werken im Bereich des Liedes und der klassischen Musik überhaupt und ist regelmäßig in verschiedenen Konzertformaten zu erleben. So ist es Zeit, den Zyklus 192 Jahre nach seiner Entstehung aus der eigentlichen Aufführungspraxis im Konzertsaal zu holen und in einen ganz neuen Kontext zu bringen. Der polnische Tänzer, Choreograf, Regisseur und Pädagoge Robert Bondara greift Schuberts Winterreise für seinen gleichnamigen Ballettabend der besonderen Art auf und verleiht Dichtung und Komposition somit eine dritte Dimension.
Die romantischen Lieder, welche live interpretiert werden, erfahren durch die Begegnung mit dem hochkonzentrierten, heutigen Tanz des Balletts Chemnitz eine bildstarke Übersetzung in dynamische Körperlichkeit. Bühne und Kostüme stammen aus der Feder von Hans Winkler, der bereits das 2017 mit dem Sächsischen Tanzpreis ausgezeichnete Stück Gesichter der Großstadt sowie den Publikums-Hit Das Dschungelbuch ausgestattet hat.
Choreografie und Inszenierung Robert Bondara
Bühne und Kostüme Hans Winkler
Dramaturgie Christiane Dost
Tanz
Ballett Chemnitz
Gesang
Andreas Beinhauer
Till von Orlowsky
Klavier
Anna Beinhauer
Pavel Kuznetsov
29.09.2019 Sonntag 15:00 Uhr
Opernhaus - Saal
03.10.2019 Donnerstag 15:00 Uhr
Opernhaus - Saal
20.11.2019 Mittwoch 15:00 Uhr
Opernhaus - Saal
09.01.2020 Donnerstag 19:00 Uhr
Opernhaus - Saal