Da ist zum Beispiel der Supermarkt. Für eine Nacht umgewidmet zum Partyort. Am nächsten Morgen: Der Laden geplündert, zerstört. Anstelle des Pfandautomaten: Opa im Einkaufswagen. Entführt von seiner Enkelin aus dem Pflegeheim, wo es kein Bett mehr für einen Sterbenden gibt, der Verwandtschaft entzogen, die sich darum balgt, sich kurz vor dem Ende die Liebe eines Todgeweihten zu sichern. Es braucht eine Geschäftsidee der jungen Leute, um dem Ruin zu entgehen. Warum soll nicht auch das Objekt der Nächstenliebe und Fürsorge seinen Preis haben? Streaming! Versteigerung im Netz: Wer den Opa auf seine letzten Tage pflegen darf, entscheidet das Höchstgebot. Dafür allerdings muss er am Leben gehalten werden – wenigstens noch einige Tage. Oder: Ein Mann und ein Chef. Einstellungsgespräch. Die Marke lautet »Fair«. »Ich bin hier bei den Guten. In diesen Zeiten ein Maximum.« –
Es gibt Wege, das Gefühl dieser Zugehörigkeit in den Markt einzuschleusen. Zum Beispiel, indem man dem Auslieferer von Lebensmitteln eine Flüchtlingsbiografie andichtet. Keine große Sache. Oder: Ein Mann, der sich dem Schuldkreislauf entziehen und aus dem System aussteigen will, wird immer wieder hineingezogen. Er ist ein Hindernis. Überall.
FRANZISKA VOM HEEDE (geb. 1991 in Hamburg) studiert Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin.
Gewinnerstück des Kleist-Förderpreises 2017
Regie Nick Hartnagel
Bühne und Kostüme Tine Becker
Musik Lukas Lonski + Video Joscha Sliwinski
Dramaturgie Johannes Kirsten / Rania Mleihi
Mit Maximilian Grünewald, Sophie Krauß, Wolf List, Christoph Müller, Klara Deutschmann, Bardo Böhlefeld
Karten-Hotline 0511.9999 1111