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Theaterfestival "Willkommen Anderswo VI. In einem Boot" im Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen

vom 25. bis zum 29. September 2024

Zum inzwischen 6. Mal findet das Theaterfestival Willkommen Anderswo im Deutsch-Sorbischen Volkstheater Bautzen statt. Im Festival 2024 geht es um die Unmöglichkeit unseres heutigen Zusammenlebens in einer Zeit, wo so häufig Spaltung statt Verständigung propagiert wird. In einer Zeit zahlreicher weltweiter Konflikte geht es um den Versuch, durch die Zauberkraft des Theaters Dialoge zu schaffen und Kulturen zu verbinden.

 

Copyright: Deutsch-Sorbisches Volkstheater in Bautzen


 “Radikale Kräfte versuchen, diese Konflikte zu nutzen, um Menschen zu spalten und gegeneinander aufzuhetzen. Ungeachtet dessen leben wir alle in Bautzen, in Sachsen, in Deutschland oder ganz Europa in diesem einen Boot. In Zeiten von Krieg und atomarer Bedrohung ist es kaum erkennbar, wohin die Reise gehen wird, auf der wir uns aber gemeinsam befinden.

Es ist die Essenz des Festivals Willkommen Anderswo VI., dass es sich  der Frage eines möglichen bzw. dem Konflikt eines scheinbar unmöglichen Zusammenlebens und vor allem den Menschen, die diese Fragen betreffen, in theatraler Form widmet” – sagen die Kuratoren des Festivals – der Leiter des Thespis Zentrums Georg Genoux und die Künstlerin Anastasia Tarkhanova.

“Die Grundidee ist, dass wir in unseren Räumen und Projekten nicht verschiedene Kulturen nebeneinander” wirken lassen, sondern durch das Theater miteinander in Kontakt treten lassen.”

 Die Konfliktsituation vieler Menschen und Menschengruppen, die auch in der Stadt Bautzen vertreten sind, macht die Aufgabe so existentiell: durch das Theater lassen sich Wege zu Kommunikation und Austausch finden, die so in der Gesellschaft nicht möglich scheinen.

 Deshalb wurden neben zahlreichen Eigenproduktionen auch folgende Gastspiele oder internationale Co-Produktionen zum Festival Willkommen Anderswo VI. mit dem Motto “In einem Boot” eingeladen:

Hauptprogramm

Mittwoch, 25. September 2024
19.00 Uhr, großes Haus
Eröffnung des Festivals
Im Anschluss 19.30 Uhr, großes Haus
Xáta - Zuhause
Gastspiel Münchner Kammerspiele: Uraufführung Oktober 2023
Regisseurin und Autorin: Kamilė Gudmonaitė
Xáта – ist ein ukrainisches und ein russisches Wort. Es bedeutet auf Deutsch Haus oder Zuhause. Kamilė Gudmonaitė, Regisseurin aus Litauen, war bei der Inszenierung durch ihre eigenen Ängste und Gedanken motiviert: Die Angst, dass Russland auch ihr Land überfallen könnte. Der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine führt zu Hass, Schuld, Scham und großem Leid, in persönlichen Geschichten und in globalen Situationen.
Es geht im “Xáта – Zuhause” um eine emotionale und künstlerische Verarbeitung vom Abgrund zwischen den beiden Ländern. Dafür werden gefilmte Gespräche gezeigt, es singt ein ukrainischer Chor und tanzt eine russische Gruppe. Die ukrainischen und russischen Teilnehmer*Innen begegnen sich weder auf noch hinter der Bühne, was vor Probenbeginn mit allen abgesprochen wurde.
anschließend, Westfoyer
Festival Lounge mit Musik

Donnerstag, 26. September 2024
11.00 Uhr, Burgtheater, kleiner Saal
Kinderszenen
Ein Projekt des Thespis Zentrums Bautzen
Regie: Olga Bakukha und Georg Genoux
Inszenierung, basierend auf den Tagebüchern und Briefen von Anne Frank, Helga Goebbels und der ukrainischen Schülerin Albina Bakukha. Über drei Mädchen, die nie einander Freundinnen sein könnten, aber genau dies geschieht. Ein Theaterprojekt über unsere Vergangenheit, die unserem Heute droht.
12.00 Uhr, Burgtheater, kleiner Saal
Diskussionsrunde “In einem Boot”
Moderation: Stefan Petraschewsky (Kulturjournalist, MDR).
Teilnehmer*Innen der Diskussion: Viola Hasselberg (Chefdramaturgin der Münchner Kammerspiele und Dramaturgin des Projektes ), Wanja Saatkamp (Projektleiterin Montagscafé an der Bürgerbühne am Staatsschauspiel Dresden), Lutz Hillmann (Intendant des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters), Georg Genoux (Leiter des Thespis Zentrums in Bautzen) und weiteren Gästen, die sich mit der Frage auseinandersetzen, wie
Menschengruppen, zwischen denen Hass und Krieg herrscht, trotzdem im Theater miteinander kommunizieren können.
15.00 Uhr, Burgtheater, großer Saal
Theater-Installation “Die Wolhynien Geschichte”
Deutschlandpremiere
PostPlay Theater Kyjiw und Agency for Safe Space
Mit freundlicher Unterstützung des Goethe Instituts Ukraine
Autor: Den Humennyi
Detektivförmige Nachforschung der Geschichte Wolhyniens, wie politische Rhetorik von
Jahrhundert zu Jahrhundert Gewalt rechtfertigt.
19.30 Uhr, großes Haus
Schierzens Hanka
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Regie: Esther Undisz
Aus dem Leben der katholischen Sorbin jüdischer Herkunft. Schauspiel von Esther Undisz nach Motiven von Jurij Koch – Deutsche Erstaufführung. Inszenierung einer wahren Begebenheit, wie sich der Alltag in Sachsen in den 30er- Jahren änderte und damit das Leben einer katholischen Sorbin jüdischer Herkunft: Hanka Schierzens.
anschließend, Westfoyer Festival Lounge mit Musik

Freitag, 27. September 2024
15.00 Uhr, Burgtheater, kleiner Saal
Mütter und Söhne
Ein Projekt des Thespis Zentrums Bautzen
Regie: Miriam Tscholl
Ein Bürgerbühnenprojekt, das im Theater zwei Generationen miteinander verbindet. Wir können nicht wählen, wer unsere Eltern und Kinder werden. Eine Inszenierung mit 5 Paaren, die jeweils miteinander auskommen müssen. Von “Müttern und Söhnen” und wie man miteinander in diesem “einen Boot” für den Rest des Lebens lebt.
anschließend Publikumsgespräch mit Miriam Tscholl und Teilnehmer*Innen des Projektes
19.30 - 21.00 Uhr, Burgtheater, kleiner Saal
In einem Boot?
Perfomative Diskussion
Ein Projekt des Thespis Zentrums Bautzen
Ein Gespräch mit Zeitzeugen: Auf der Bühne geht es um Menschen aus verschiedenen Kulturen oder mit prinzipiellen Überzeugungen, die sonst miteinander in bestimmten Konstellationen niemals sprechen würden.
anschließend, Burgtheater Foyer
Festival Lounge mit Musik

Sonnabend, 28. September 2024
13.00 – 14.30 Uhr, großes Haus, Westfoyer
Richard Wagner und die Klezmerband. Der neue jüdische Sound in Deutschland
Eine Lecture Performance von Yuriy Gurzhy
Moderation: Eveline Günther (Geschäftsführende Dramaturgin Deutsch-Sorbisches
Volkstheater)
15.00 Uhr, Thespis Zentrum
Das ist (nicht) mein Zuhause
Ein Projekt des Thespis Zentrums Bautzen
Tanzperformance von Yana Humenna und Den Humennyi über die Vergangenheit und Gegenwart von Bautzen oder über die Frage, wie die Vergangenheit und Gegenwart nebeneinander existieren können.
17.30 Uhr, Burgtheater, kleiner Saal
Die Heimat ist 10 Stunden entfernt
Gastspiel der Theatergruppe Teatr Biez Nazvy in Co - Produktion mit dem
Shakespeare-Theater Gdansk
Regisseurin und Autorin: Jenia Davidenko
Inszenierung über das Leben in der erzwungenen Migration von drei jungen belorussischen Frauen und ihren Neuanfang mit den Menschen in Polen. Über das, was aus dem vorherigen Leben bei ihnen blieb und was die Wellen der Meeresstadt Gdansk schon weggespült haben.
anschließend Publikumsgespräch
19.30 Uhr, Burgtheater, großer Saal
Der gute Mensch von Shumen
Premiere
Regie: Ovanes Torosyan
Co-Produktion von Festival Willkommen Anderswo VI, dem Thespis Zentrum Bautzen, dem Theater Replica Sofia und dem Vasil Drumev Theater Shumen Die Wurzeln des ethnisch-religiösen Konflikts zwischen Bulgaren und Türken reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück, als Bulgarien die Provinz des Osmanischen Reiches wurde. Und für fast 500 Jahre blieb. Besonders schwer wiegt dieser Konflikt bis heute in einer der ärmsten Städte Bulgariens: Shumen. Viele der Schauspieler des Theaters Replica kommen ausgerechnet aus der Stadt Shumen.
Sie wuchsen im "Armenhaus" Bulgariens auf und wurden beim Erwachsenwerden unmittelbare Zeugen dieses Konfliktes. In Kooperation mit dem Thespis Zentrum kehren sie 2024 an den Ort ihrer Kindheit zurück, um Spurensuche nach dem sie in ihrer Biografie so prägenden Konflikt zu treiben. anschließend Publikumsgespräch danach Abschlussfest mit Yuriy Gurzhy im Foyer und im Ortenburghof vor dem Burgtheater
19.30 Uhr, großes Haus
Ein Volksfeind
Deutsch-Sorbisches Volkstheater Bautzen
Regie: Stefan Wolfram
Schauspiel von Henrik Ibsen, bearbeitet von Florian Borchmeyer. Dieses klassische Drama von Ibsen balanciert auf der Grenze von Aufklärung und Fantasie. Es gewinnt im zeitgenössischen Sachsen einen ganz neuen Sinn. Ein anregender, politischer Abend, der für Gesprächsstoff sorgt und die Zerrissenheit der Gesellschaft ungeschminkt spiegelt.

Sonntag, 29. September 2024
11.00 Uhr, Burgtheater, kleiner Saal
Zuschauer der Zukunft
Eine Gruppe von Gymnasiasten*Innen werden unter der Anleitung von Prof. Dr. Micha Braun von der Universität Leipzig die Vorstellungen des Festivals verfolgen und täglich diskutieren. Am 29. September geben sie der Festivalleitung und dem Publikum ein Feedback über ihre Eindrücke. Es sind noch Plätze frei: Interessierte Schüler*Innen können sich unter info@thespis-zentrum informieren und bewerben. Um das Thespis Zentrum in Bautzen haben sich verschiedene Communities gebildet, die u.a. aus Osteuropa und dem Nahen Osten kommen. Auch Vertreter dieser Gruppen werden die Vorstellungen des Festivals besuchen, mit Experten wie z.B. dem polnischen Kritiker Mateusz Masłowski diskutieren und im Rahmen von “Zuschauer der Zukunft"
Feedback geben.
13.00 Uhr, Thespis Zentrum
Kein Schritt zurück
Premiere
Im Rahmen des Projekts “Tausend und eine Welt”, ein Projekt des Thespis Zentrums
Bautzen
Regie: Olga Bakukha
Theaterprojekt mit Kindern aus vielen Teilen dieser Erde.
Autoren: Olga Bakukha, Halimeh Ibrahim, Anna Shkadarevich, Anastasia Michalska und Alona Filishtynska. Kuratorin: Miriam Tscholl.

14.00 Uhr, großes Haus Theatergarten
Abschlussfest
Alle sind herzlich eingeladen!
Seit 2017 findet das Festival “Willkommen Anderswo” in Bautzen statt. Von Bautzen (Sachsen) ausgehend will “Willkommen Anderswo” zeigen, wie Integration von Geflüchteten und Verständnis zwischen unterschiedlichen Kulturen mit Hilfe von Theater befördert und erzeugt werden kann. Jedes seid 2017 durchgeführte Festival führte zu regen, oft auch kontroversen Gesprächen in der Stadtgemeinschaft bzw. bildete die Grundlage für den Erstkontakt vieler Bautzener Bürger*Innen und Geflüchteten. 2024: Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes. Gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.

Mehr Informationen über das Festival können Sie hier verfolgen: www.thespis-zentrum.de
 

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