Im eindrucksvollen Innenraum der Wiblinger Klosterkirche kommen die Aussagen von Hofmannsthals überkonfessionellem Mysterienspiel bezwingend zur Geltung: Wer ist heutzutage noch glaubensfest? Verstoßen wir nicht alle gegen die Regeln eines moralisch integren Lebens, ob gottesfürchtig oder nicht? In der Figur des begüterten Protagonisten finden wir uns wieder: Mildtätig war und ist Jedermann nicht, auf dem Weg zu erotischen Vergnügungen verweigert er einem Bittsteller Hilfe, lässt auch gnadenlos die Inhaftierung eines Schuldners geschehen.
Die Mahnungen seiner Mutter hört er nicht. Doch als ihn während einer ausgelassenen Feier plötzlich Todesahnungen ereilen und er nun selbst bei Freunden und Verwandten Beistand sucht, zuletzt gar Beruhigung beim angehäuften Besitz, muss er erkennen, dass er um wahre, in dieser Lage Halt bietende Werte verlegen ist. Lediglich einige wenige gute Taten werden als Lebensleistung erinnert, das lindert kaum die Todesfurcht. Ob Jedermanns arg späte Besinnung fürs Seelenheil reicht oder er »zum Teufel« geht, das entscheidet sich erst in letzter Minute.
Inszenierung Kay Metzger
Ausstattung Petra Mollérus
Licht Marcus Denk
Dramaturgie Dr. Christian Katzschmann
Regieassistenz & Abendspielleitung Lisa Koenen
Soufflage Ruth Dohle
Inspizienz Felix Goldbeck
Mit
Markus Hottgenroth (Jedermann) Anne Simmering (Buhlschaft) Frank Röder (Tod) Stephan Clemens (Guter Gesell / Teufel) Gunther Nickles (Dicker Vetter / Nachbar / Mammon) Björn Ingmar Böske (Dünner Vetter / Schuldknecht / Mammon) Christel Mayr (Mutter / Glaube) Emma Lotta Wegner (Gott / Gute Werke) Sonja Halter (Schuldknechts Weib / Fräulein / Mammon) Rainer Kunert (Percussion) Andreas Weil (Orgel)
Zusätzliche Rollen
Statisterie des Theaters Ulm