Erzählt wird die Geschichte des Piraten-Aussteigers Frederic, der nur aufgrund eines Ver-ständigungsfehlers als Lehrling bei den Seeräubern gelandet ist. Der letzte Wunsch seiner verstorbenen Eltern an seine Amme Ruth bestand darin, Frederic in einer privaten Lehre ausbilden zu lassen, was Ruth tragischerweise als Piraten-Lehre missverstand. An seinem 22. Geburtstag möchte Frederic den Piraten den Rücken kehren und ins bürgerliche Le-ben zurückfinden. Dem Piratenkönig droht er an, die Bande von nun an unerbittlich zu be-kämpfen, denn Frederic fühlt sich selbst als ein Sklave der Pflicht, der im Namen von Recht und Gesetz handeln muss. Ins Durcheinander gerät allerdings alles, als die Töch-terschar eines Generalmajors auftaucht und schlagartig Frederics schlummerndes Liebes-bedürfnis weckt. Nie zuvor hat er so hübsche Wesen gesehen, stellt prompt einen feierli-chen Heiratsantrag gegen Unbekannt und wird von der opferbereiten Mabel tatsächlich erhört. Als Frederic die jungen Damen vor dem Zugriff der Piraten warnt, ist es auch schon zu spät: Die Männerhorde zeigt sich entzückt und ruft nach einem Eremiten, um eine Mas-sentrauung mit den burschikosen Töchtern des Generalmajors zu vollziehen.
Da erscheint unverhofft der Herr Papa höchstpersönlich. Da er von dem Trick weiß, mit dem die Piraten zu entwaffnen sind, kann er alle Heiratsabsichten vereiteln und sich und seine Töchter vorübergehend aus der Gewalt der Piraten befreien. Der Verweis darauf, eine Waise zu sein, genügt nämlich, und schon geben die Piraten ihre Gefangenen wieder frei. Die aus-gebuffte Lüge aber macht dem Generalmajor kurz darauf zu schaffen. Hat er sich gegen seine Vorfahren versündigt, die alle noch am Leben sind? Es bleibt ihm wenig Zeit, in Selbstmitleid zu zerfließen, denn da rückt schon die Polizei an, die von Frederic seinen vormaligen Kumpanen auf den Hals gehetzt wird…
Ich halte nicht sehr viel von unserem Beruf, meint der Piratenkönig im Stück einmal, aber verglichen mit den ehrbaren Berufen ist er doch ziemlich ehrlich … Darin liegt die böse Pointe dieses Stückes. Es zeigt, dass in der vermeintlich ehrbaren Welt kaum weniger Pi-raterie herrscht als unter den Piraten, die ihrerseits in kuriosen bürgerlichen Konventionen festsitzen, etwa wenn sie sich an die eigene Satzung klammern, Waisen in jedem Fall und auf bloßes Stichwort hin zu schützen. Die kollektiven Gegenspieler – die Piraten, die Poli-zisten und die abenteuerlustigen Töchter des Generalmajors – passen in diesem gesell-schaftlichen Zirkus ideal zusammen. So erweist sich am Schluss denn auch, dass die Pi-raten in Wahrheit gestrauchelte Hocharistokraten sind. Sie alle sind nicht frei, sondern Sklaven der Pflicht – einer Pflicht, die sie in bizarre Verrenkungen treibt.
Arthur Sullivans und William Schwenck Gilberts Meisteroperetten gehören in England und den USA seit jeher zum Kernrepertoire der leichten Muse. Ihre Schöpfer werden als Weg-bereiter des Broadway-Musicals gerühmt. In Deutschland sind die geistsprühenden Werke des Duos dagegen noch immer weitgehend zu entdecken. Als Theatercoup und hinreißender Operettenspaß wurde 2009 die Inszenierung von Holger Seitz am Münchner Gärt-nerplatztheater gefeiert, die Besucherrekorde erzielte. 2012 wurde diese Inszenierung am Theater Hof neueinstudiert. Nun kommt die Produktion ans Theater Münster, an dem eine Gilbert/Sullivan-Operette damit zum ersten Mal präsentiert wird.
Libretto von William Schwenck Gilbert
In deutscher Übersetzung von Inga Greiffenhagen und Bettina von Leoprechting
In Kooperation mit dem Staatstheater am Gärtnerplatz München und dem Theater Hof
Musikalische Leitung: Stefan Veselka
Inszenierung: Holger Seitz
Bühne: Herbert Buckmiller
Kostüme: Götz Lanzelot-Fischer
Choreinstudierung: Inna Batyuk
Dramaturgie: Jens Ponath
Mit:
John Pickering (Generalmajor Stanley), Gregor Dalal (Piratenkönig), Philippe Clarck Hall (Frederic), Plamen Hidjov (Samuel), Lukas Schmid (Sergeant der Polizei), Henrike Jacob (Mabel), Eva Bauchmüller (Edith), Lisa Wedekind (Kate), Christiane Holzinger (Isabel), Suzanne McLeod (Ruth)
Opernchor des Theaters Münster
Sinfonieorchester Münster
Weitere Vorstellungen im April:
Donnerstag, 3. April, 19.30 Uhr, Großes Haus
Sonntag, 6. April, 19.30 Uhr, Großes Haus
Dienstag, 8. April, 19.30 Uhr, Großes Haus
Mittwoch, 9. April, 19.30 Uhr, Großes Haus
Freitag, 25. April, 19.30 Uhr, Großes Haus