Er, der schon früh immer wieder verhaftet wurde – wegen Diebstahl, Vagabundieren und Desertion –, beginnt im Gefängnis zu schreiben. „Die Zofen“ waren damals eine grosse Provokation; inzwischen hat das Stück längst den Status eines modernen Klassikers.
Es basiert auf der wahren Geschichte zweier Schwestern, die 1933 in Le Mans ihre Dienstherrin und deren Tochter ermordeten. Genet empfand Bewunderung für die Schönheit elegant zelebrierter Brutalität, und scheute sich nicht, dies in seinen Texten auch deutlich zu machen.
Die beiden Zofen Claire und Solange haben Madames Geliebten, den Gnädigen Herrn, mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis gebracht. Nun wollen sie ihre Herrin töten. Als sie den vergifteten Tee servieren, wird der Gnädigen Frau gemeldet, ihr Geliebter sei entlassen worden. Während die Herrin ihm entgegeneilt, spielen die Zofen das Ritual zu Ende: Claire verkleidet sich als Herrin und trinkt den vergifteten Tee; Solange stellt sich dem Gericht.
Genet gibt seinen Protagonisten eine provozierende, obszöne Sprache. Die Verbrechen seiner Hauptfiguren stellt er als tugendhaft dar. Genet war selber ein gesellschaftlicher Aussenseiter, der immer nahe am Abgrund lebte. Seine kriminelle Laufbahn war beachtlich; er sass mehr als ein Dutzend Mal hinter Gittern. Seine Gedichte, Romane und Stücke waren zunächst verboten. Bald wurde er aber gelesen, aufgeführt und erreichte bald Kultstatus.
In Biel Solothurn sind „Die Zofen“ eine reine Ensemble- und eine reine Frauenangelegenheit. Die beiden Zofen – die Genet ursprünglich mit zwei Männern besetzt sehen wollte – werden von Katja Tippelt und Margit Maria Bauer gespielt. Die Gnädige Frau ist die soeben mit dem Solothurner Kulturpreis ausgezeichnete Barbara Grimm. Regie führt, wie schon mehrmals in Solothurn, Deborah Epstein.
Die Zofen
(Originaltitel: Les bonnes)
Schauspiel von Jean Genet
Aus dem Französischen von Gerhard Hock
Inszenierung Deborah Epstein
Bühne/Kostüme Florian Barth
Dramaturgie Lukas Linder
Adrian Flückiger
Mit
Gnädige Frau Barbara Grimm
Solange Katja Tippelt
Claire Margit Maria Bauer