Logo of theaterkompass.de
HomeBeiträge
"Tagebuch eines Verschollenen" von Leoš Janáček | La voix humaine von Francis Poulenc, Staatsoper im Schiller Theater Berlin"Tagebuch eines Verschollenen" von Leoš Janáček | La voix humaine von..."Tagebuch eines...

"Tagebuch eines Verschollenen" von Leoš Janáček | La voix humaine von Francis Poulenc, Staatsoper im Schiller Theater Berlin

Premiere 07. Nov 2014 | 20:00 UHR, Werkstatt. -----

Im Mai 1916 entdeckt Leoš Janáček in der Zeitung Gedichte, die dem Tagebuch eines »Verschollenen« entstammen. Der Bauernsohn Janek hatte sich in das Zigeunermädchen Zefka verliebt. Als sie schwanger wird, entschließt er sich, bei ihr und dem fahrenden Volk zu bleiben, und verschwindet bei Nacht und Nebel aus seinem Dorf.

 

In seinem Zimmer finden die Eltern später Aufzeichnungen über seine Liebe, seine Verzweiflung und seinen Entschluss zur Flucht. Sie inspirieren Janáček zur Vertonung, denn in diesem Drama findet er sich selbst wieder – ist der 61jährige doch gerade schwer verliebt in eine 25jährige.

 

Das »Tagebuch eines Verschollenen« ist ein ebenso großartiges Werk wie Janáčeks Opern. Die Besetzung ist ungewöhnlich: Ein Tenor und eine Altistin werden lediglich von einem Klavier begleitet, zu dem sich bisweilen ein dreistimmiger Frauenchor gesellt. Zwischen Liedzyklus und Kammeroper changierend, stellt das »Tagebuch« ein Meisterwerk der eruptiven Seelenanalyse und der Darstellung allmählicher Vereinsamung dar.

 

In einer ganz anderen musikalischen und gesellschaftlichen Atmosphäre bewegt sich Francis Poulencs Einakter »La voix humaine« (»Die geliebte Stimme«) von 1959. Eine Frau, allein, verlassen von ihrem Geliebten, telefoniert mit dem Mann, den sie noch immer liebt, und versucht, das Geschehene rückgängig zu machen. Ihr Gesprächspartner bleibt unsichtbar und ohne Stimme. Er erscheint in seiner Abwesenheit rücksichtslos, unbeteiligt oder bedrückend still. Es wird ein quälender letzter Abschied, bei dem die Frau alle denkbaren Zustände zwischen Ruhe und Verzweiflung, Hoffnung und Flehen durchlebt. Die Intimität der Situation, die den Zuschauer geradezu zum Voyeur macht, wird durch Poulencs eigene Klavierfassung erheblich verstärkt.

 

Liederzyklus für Tenor, Alt, drei Frauenstimmen und Klavier von Leoš Janáček

Tragédie lyrique in einem Akt von Francis Poulenc | Text von Jean Cocteau

 

Musikalische Leitung | Klavier

Günther Albers

Inszenierung

Isabel Ostermann

Ausstattung

Stephan von Wedel

Dramaturgie

Detlef Giese

 

Mezzosopran (La voix humaine)

Carolin Löffler

Tenor (Tagebuch eines Verschollenen)

Benedikt Kristjánsson

Vokalterzett

Caroline Seibt | Lena Haselmann | Alexandra Schulz

 

08. Nov 2014 | 20:00 UHR

Staatsoper im Schiller Theater - Werkstatt

12. Nov 2014 | 20:00 UHR

Staatsoper im Schiller Theater - Werkstatt

14. Nov 2014 | 20:00 UHR

Staatsoper im Schiller Theater - Werkstatt

22. Nov 2014 | 20:00 UHR

Staatsoper im Schiller Theater - Werkstatt

23. Nov 2014 | 20:00 UHR

Staatsoper im Schiller Theater - Werkstatt

 

Weitere Informationen zu diesem Beitrag

Lesezeit für diesen Artikel: 12 Minuten



Herausgeber des Beitrags:

Kritiken

MUSIK DER WORTE - 1. Liedkonzert mit Mingjie Lei und Jan Philip Schulze in der Staatsgalerie Stuttgart

Mit der tonalen und melodisch eingängigen Komposition "Jin Se" des chinesischen Komponisten Long Wang wurde dieses besondere Liedkonzert eröffnet. Dieses Lied basiert auf einem 3000 Jahre alten…

Von: ALEXANDER WALTHER

HARMONISCHE VIELSCHICHTIGKEIT - Bietigheimer Orgelherbst mit Przemyslaw Kapitula in der St. Laurentiuskirche BIETIGHEIM-BISSINGEN

Gleich zu Beginn überzeugte der aus Warschau stammende Organist Przemyslaw Kapitula mit Fantasie und Fuga in a-Moll BWV 561 von Johann Sebastian Bach. Dabei arbeitete er die thematische Verarbeitung…

Von: ALEXANDER WALTHER

NARR ZWISCHEN ROTEN VORHÄNGEN - "Was ihr wollt" von William Shakespeare im Schauspielhaus Stuttgart

Der Narr spielt in dieser insgesamt geglückten Inszenierung von Burkhard C. Kosminski eine herausragende Rolle. Er weiß immer mehr und spricht die Leute sogar im Publikum und Zuschauerraum an. "Wie…

Von: ALEXANDER WALTHER

GLÜHENDES BEKENNTNIS ZUR MENSCHLICHKEIT - Teodor Currentzis mit dem SWR Symphonieorchester

Es war eine ungewöhnliche Saisoneröffnung. Als Uraufführung erklang zunächst "Gospodi Vozvah" als Psalmodie für Viola und Orchester des serbischen Komponisten Marko Nikodijevic, der zunächst in…

Von: ALEXANDER WALTHER

RAP MIT SAUERKRAUT - Konzert "Belonging together" im Opernhaus Stuttgart

Dieses Konzert war als Saison-Auftakt schon etwas Besonderes. Da zeigte doch die Food-Influencerin Diana Scholl raffinierte kulinarische Sauerkraut-Kompositionen vom Superkraut-Festival des…

Von: AlEXANDER WALTHER

Alle Kritiken anzeigen

folgen Sie uns auf

Theaterkompass

Der Theaterkompass ist eine Plattform für aktuelle Neuigkeiten aus den Schauspiel-, Opern- & Tanztheaterwelten in Deutschland, Österreich und Schweiz.

Seit 2000 sorgen wir regelmäßig für News, Kritiken und theaterrelevante Beiträge.

Hintergrundbild der Seite
Top ↑