Der Autor setzt sich kritisch mit dem Mehrheitsprinzip der Demokratie auseinander und erzählt davon, dass der Kampf für die Wahrheit genauso pervertieren kann wie eine Politik, die sich nur pragmatisch an Sachzwängen und Machtinteressen orientiert.
Im Mittelpunkt der Handlung steht der Badearzt Doktor Stockmann, der einst an die gesundheitsfördernde Wirkung des Trinkwassers seines Heimatortes glaubte. Dank seiner Initiative wurde die Stadt in ein Kurbad verwandelt und viel Geld investiert, damit die Badegäste strömen. Doch dann entdeckt Stockmann, dass das Badewasser durch Industrieabwässer verseucht ist. Stockmann hält es für seine Pflicht, die Öffentlichkeit mit einem Gutachten darüber aufzuklären, dass ein Umweltskandal vor der Haustür existiert. Zunächst hat er die Mehrheit auf seiner Seite. Mit geschickten taktischen Manövern schafft es aber ausgerechnet sein Bruder, der Stadtrat, den Meinungsmachern ins Bewusstsein zu rücken, dass die notwendigen Baumaßnahmen teuer werden würden und dass ein Bekanntwerden der Umweltverschmutzung das Image des Kurortes auf Jahre ruinieren würde. Seiner Argumentation, dass die Kurgäste nicht einer Badestadt die Treue halten, deren Heilwasser gesundheitsschädlich ist, folgen immer mehr Anhänger.
Selbst die örtliche Zeitung, die sich dem kritischen Journalismus verpflichtet fühlt, schwenkt um. Der Konflikt entwickelt sich zu einem unerbittlichen Machtkampf zwischen zwei Brüdern. Schließlich eskaliert die Situation und Doktor Stockmann wird zum Volksfeind erklärt.
In Ibsens 1883 erschienenem Theaterstück geht es der Hauptfigur längst nicht mehr nur um das verschmutzte Heilbad. Zielscheibe ist die Gesellschaft als Ganzes. Die Fürther Neuinszenierung folgt einer Bearbeitung von Florian Borchmeyer (Dramaturg an der Schaubühne Berlin), die versucht, Ibsens Themen aus heutiger Sicht zu verhandeln. Parallelen zu diesem Diskurs um Ökonomie und Wahrheit liegen gerade wieder greifbar nah. Man denke nur an die Darstellung der Kosten der Energiewende, wie mit der Angst vor den Kosten die Angst vor der Veränderung geschürt wird.
Am Stadttheater Fürth wird das Theaterstück neu inszeniert vom Intendanten Werner Müller, der nach vielen Regiearbeiten im Kulturforum nun wieder im Großen Haus Regie führt.
in einer Bearbeitung von Florian Borchmeyer
Produktion Stadttheater Fürth
Inszenierung: Werner Müller
Ausstattung: Robert Pflanz
mit Rainer Appel, Sebastian Gerasch, Sebastian König, Christine Mertens, Peter Neutzling, Heiko Ruprecht, Michael Vogtmann
17.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater
18.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater
24.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater
25.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater
26.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater
28.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater
29.01.2014 19:30 Uhr Stadttheater