Dene ist wie ihre jüngere Schwester Ritter Schauspielerin, deren Zugehörigkeit zum Theater in der Josefstadt gekauft wurde vom Großvater, lebenslang, ohne Spielverpflichtung. Die beiden Schwestern treffen ihren zwischen Genie und Geisteskrankheit schwankenden, durch und durch unausstehlichen Möchtegern-Philosophen Ludwig Worringer zum wiederholten Male zum Mittagessen in ihrer Industriellenvilla in Wien, in der sich nach dem Tode der Eltern nichts verändert hat. Ludwig lebt in der psychiatrischen Anstalt Steinhof. Seine Schwester Dene opfert sich für ihren Bruder: Sie tippt seine Aufzeichnungen ins Reine und hofft mit Unterstützung des Doktor Frege, ihren Bruder diesmal zu heilen.
Jedoch stehen dieser lobenswerten Absicht ungünstige Bedingungen entgegen: In dem seit dreißig Jahren unveränderten Haus wird dem Philosophen sein bisheriger Werdegang vom gehassten Kind zum abgelehnten Philosophen immer wieder deutlich; zum anderen hält er nicht die elterliche Villa, sondern die Anstalt in Steinhof für sein Zuhause, denn für sein Denken gilt die Maxime: "Immer an der Grenze der Verrücktheit / niemals diese Grenze überschreiten / aber immer an der Grenze der Verrücktheit / verlassen wir diesen Grenzbereich / sind wir tot." Die Geschwister reden ununterbrochen - über das Theater ("Künstlern helfen ist Unsinn. Die Künstler sollen sich selbst helfen. Dadurch wird ja aus den jungen Künstlern nichts, weil ihnen andauernd geholfen wird."), die Anstalt, über Geld, unfähige Ärzte und über das Essen.
Wäre nicht ihre unfreiwillige Komik, die Bernhardschen Figuren würden an ihrem Überdruss ersticken. Und so ist dieses Bernhard-Stück trotz aller Zynismen heiter, liebenswürdig, ja überraschend versöhnlich.
Regie: Gerd Leo Kuck
Bühnenbild und Kostüme: Kerstin Bayer
Dramaturgie: Wilfried Harlandt
Mitwirkende:
Carolin M. Wirth (Ritter)
Stefanie Kirsten (Dene)
Johannes-Paul Kindler (Voss)